Montag, 2. April 2012
Meine Arbeit
Puh, das waren jetzt zwei anstrengende Wochen. Ich arbeite ja jetzt seit Anfang Februar bei der Firma. Meine Aufgaben bewegen sich in den Bereichen Management Office, Human Resources und Produktionsreporte.

Hauptsächlich bin ich seit Anfang des Monats mit meinem Job als Assistentin im Management Office beschäftigt. Da darf ich so lustige Sachen machen, wie Visaeinladungen bei der Stadtregierung beantragen; Flüge, Züge und Hotels buchen; Rechnungen empfangen und zur Bezahlung durch die Finanzabteilung vorbereiten (heißt, ich muss die Summe analysieren, schauen, welche Abteilung was ausgegeben hat und dann einzeln auflisten und nach Kostenstellen sortieren und solche Späße und extra Formulare ausdrucken (Anträge auf Bargeldauszahlung oder Anträge auf Cheques oder oder oder); Post verschicken (naja, ich fülle nur alles aus und rufe dann den Kurier an). Außerdem bin ich zuständig für Telefon, Internet und Firmenhandys und mache die tägliche Fahrerdisposition, d.h. wenn jemand irgendwohin will, muss er mich fragen. Ich schicke die Fahrer auch irgendwohin, um zum Beispiel jemanden abzuholen. Zum Beispiel wenn mal wieder Ausländer ankommen, muss ich sie vom Flughafen abholen lassen und wieder hinbringen lassen usw. Letzte Woche war die Hölle los hier, mein Chef hatte am Mittwoch seinen letzten Tag und brauchte nachmittags einen Fahrer, der ihm seine Sachen aus dem Büro nach Hause fährt. Dann musste ein Fahrer noch mit jemandem zu irgendeinem Amt fahren, musste irgendwo eine Rechnung bezahlen, irgendwas einkaufen, ein paar Leute von der Zentrale in Dalian zum Bahnhof bringen, meinen Chef zum Friseur fahren und und und. Ach ja, das eine Auto musste noch gewaschen und getankt werden. So verschob sich dann alles. Mein Chef war schon ganz nervös :)

In der Personalabteilung fange ich jetzt an mit Urlaubsplanung und Gehälter und Überstunden prüfen und so weiter. Da werde ich dann wohl auch ins SAP-System der Firma eingeführt werden, also halt ins HR-SAP, ist ja bei jeder Abteilung irgendwie anders.
Zwischendurch kommen immer noch ein paar Übersetzungen. Meistens chinesische Texte, die ich ins Englische übersetzen muss, da die allgemeine Arbeitssprache bei uns in der Firma Englisch ist (zumindest im Büro, ich nehme jetzt mal nicht an, dass ein Arbeiter am Hochofen Englisch spricht…). Das allerschlimmste sind für mich die Telefonate. Ich habe ja eigentlich kein Problem mehr mich mit Chinesen zu unterhalten, also von Person zu Person, aber wenn ich jemanden nicht sehe, versteh ich immer noch manchmal nichts… aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen?! So wird mein Chinesisch wenigstens immer besser...

Sogar an die lange Busfahrt habe ich mich schon gewöhnt. So bekomme ich halt mehr Schlaf, auch wenn der Schlaf im Bus nicht immer sehr erholsam ist. Nur an das Kantinenessen kann und werde ich mich nie gewöhnen – es ist grässlich. Das sagen sogar meine chinesischen Kollegen, muss also schon was heißen…

Soviel erstmal zu meinem Job, für alle, die sich fragen, was ich hier eigentlich so die ganze Zeit mache.

Hier auch mal ein Foto unserer Bürobesatzung von letzter Woche. Das Foto war ein Abschiedsgeschenk für unseren Chef, der nach Deutschland zurück ist.

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April, April, der macht was er will
Frühling lässt sein Blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte,
Süße, wohlbekannte Düfte...


Ähm, halt moment, da stimmt was nicht... Wie, blaues Band? Ganz sicher? Bei uns hat das Band eine andere Farbe und ob das auch wirklich der Frühling ist, der da heute gekommen ist, da bin ich mir auch nicht ganz sicher. Aber überzeugt euch selbst...







Da hat Petrus sich wohl verhört, aber der ist ja auch schon ganz schön alt, der Gute. Ich wünschte mir WEISSE WEIHNACHTEN und nicht WEISSE OSTERN!!!

Der Räumungstrupp ist auch bereits angerückt:



Und das ist mein (Schnee-)Engel!!!

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Montag, 19. März 2012
Mein Fußballwochenende
Jetzt passiert langsam mal wieder etwas in unserem langweiligen Alltag ;)

Am Wochenende waren Qiwei und ich mit ein paar meiner Kollegen in Dalian. Es war Fußball angesagt. Wir sind Samstagmittag mit einem Taxi zur Autobahnauffahrt gefahren und haben uns da mit meinen Kollegen getroffen, die dann mit dem Auto nach Dalian (bzw. die Wirtschafts- und Technikentwicklungszone von Dalian大连经济技术开发区, kurz Kaifaqu 开发区) gefahren sind.

Dann ging es für Qiwei, mich und einen Praktikanten bei uns in der Firma (Österreicher) erst mal ins Hotel, da wir bis spätestens 18 Uhr dort eingecheckt sein mussten. Tja, wieder einmal machte mir meine Vergesslichkeit einen Strich durch die Rechnung. Am Freitag hatte ich auf der Arbeit noch mit einer Kollegin darüber diskutiert, dass ich meinen Pass nicht vergessen darf. Da stehen wir also an der Rezeption. Ich schaue zu, wie Qiwei seinen Perso rausholt, der Praktikant seinen Pass und in dem Moment trifft es mich, wie ein Schlag: „Scheiße, ich habe meinen Pass vergessen!“ meine ich zu Qiwei. Der schaut mich entsetzt an und sagt: „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder?!“ Doch, das war es. Leider wollte das Hotel meine Passkopie zum Einchecken auch nicht akzeptieren. Seit wann geht es in China so sehr nach Regeln zu, frag ich mich da, aber gut… Also erst einmal herumtelefonieren, ob wir irgendwo anders schlafen können, sprich bei Bekannten. Leider alles belegt. Eine Freundin schlug vor, wir sollten in ein Hotel ein Stück weiter die Straße runter und die 2 sollten erstmal ohne mich Zimmer reservieren. Also sind Qiwei und Wolfgang, der Praktikant, alleine ins Hotel und ich habe ganz unauffällig vor dem Eingang an einer Bushaltestelle gewartet. Irgendwann hat mich Qiwei dann angerufen und hat mich mit dem Aufzug abgeholt (weil man für den Aufzug die Zimmerkarte gebraucht hat). So war ich dann als „schwarzer Passagier“ im Hotel untergebracht.



Abends ging es dann in die Partyzone… Eine Erklärung dazu: In Dalian Kaifaqu gibt es sehr viele ausländische Firmen, beispielsweise Intel, VW, RHI (meine Firma), Siemens, Canon, Pfizer, Toshiba etc. und daher auch viele Ausländer. Die haben nun mal eine andere Vorstellung von Nachtleben als Chinesen, daher hat sich im Laufe der Zeit die Five-Colour-City 五彩城 entwickelt, ein kleines Viertel mit zahlreichen Bars, ausländischen Restaurants, Geschäften für importierte Lebensmittel usw. Da sind wir dann eben hin. Erstmal ins „Cafe Vienna“, eine kleine Bar, danach zum Japaner nebenan zum Abendessen und Sake trinken und schließlich dann in „Holmes Bar“, einen Pub. Da am Samstag St. Patricks Day war, war so ziemlich überall alles grün dekoriert und man hat sofort erkannt, wer ein Ire ist und wer nicht ;) Qiwei und ich sind dann relativ früh wieder heim, da wir am Sonntag früh wieder aufstehen wollten. Wolfgang ist dann auch mit uns mit. Mein Chef, der die Eintrittskarten für das Fußballspiel am SO hatte, hat mit uns ausgemacht, dass wir uns am nächsten Tag um 12 Uhr mittags in der Holmes Bar treffen. Wir sind dann also ins Hotel. Obwohl das Hotel relativ schön war und das Bett auch gemütlich, konnte ich nicht gut schlafen. Bin dann schon um 5:30 Uhr aufgewacht und danach war dann auch nichts mehr mit schlafen. Um 7 Uhr ist dann auch Qiwei aufgestanden, noch einmal kurz duschen und dann ging es um 8 Uhr gemeinsam mit Wolfgang auf Richtung Dalian Stadtmitte. Da braucht man mit der S-Bahn etwa eine halbe Stunde. In Dalian ist Wolfgang dann Koffer, Rucksack und Schmuck einkaufen gegangen und Qiwei und ich sind an den Strand, wo wir etwas entspannen wollten und ein paar Fotos machen wollten. Daraus wurde dann nichts. Der Wind war dermaßen stark, dass wir kaum unser Frühstück essen konnten. In Qiweis Kaffee wurde ständig irgendwelches Zeug reingeweht, sein Zucker ist auch dank dem Wind nicht im Becher gelandet, sondern etwa einen halben Meter entfernt. Nach einer halben Stunde sind wir wieder weg. Diese Fahrt hat sich für uns also total gelohnt. Eine halbe Stunde S-Bahn, dann fast eine halbe Stunde Taxifahrt, dann eine halbe Stunde am Strand und danach die ganze Fahrerei wieder zurück. Eigentlich hatten wir den Tag ja so geplant, dass wir vormittags eben zum Strand gehen, danach zu IKEA und zu METRO und dass wir uns dann mit den anderen wieder in Kaifaqu treffen und zusammen zum Fußball (das Spiel fing um 16 Uhr an) fahren. Aber die wollten unbedingt zu einem Fan-Umzug, der um 12:30 Uhr beginnen sollte.

Kurz nach 12 Uhr, ähm, naja, um 12:25 oder so, sind wir drei dann zur Bar gekommen. Kein Mensch war zu sehen. Tja, dann kamen alle langsam zusammen und um 13 Uhr oder so, waren fast alle da. Qiwei, ich und eine Chinesin sind dann zu einer Pizzeria und haben erst mal für alle Pizza besorgt. Da die dort sehr langsam waren, haben wir fast eine Stunde gewartet, hatten nämlich insgesamt 7 Pizzen, und noch 3 oder 4 andere Gerichte bestellt. Das alles haben wir dann in Holmes Bar gegessen und sind dann mit 3 Autos zum Stadion aufgebrochen. Da war das Chaos pur. Wir haben netterweise etwa 1,5 km vom Stadion entfernt geparkt, so dass ich auf dem Rückweg fast erfroren bin und als wir beim Stadion angekommen sind, war da die Hölle los. Es waren fast noch mehr Verkäufer da als Fans, die meisten haben Snacks und Sitzkissen verkauft. Jeder hat sich mit Sitzkissen ausgerüstet und so sind wir dann zu unserem Eingang. Dort hat uns einer mit Saisontickets ausgestattet (also nur für 5 Personen). Der Rest musste erstmal warten. Wir hatten zwar Tickets, aber für einen anderen Eingang und der Fanclub wollte, dass die ganzen Ausländer bei ihnen sitzen, also mussten wir erst 10 Minuten oder so warten, bis die Tickets für uns getauscht wurden. Dann durften wir endlich rein und mussten uns mitten in das Getümmel des Fanclubs setzen. Ach ja, das Spiel war übrigens Dalian Aerbin 大连阿尔滨 (unsere Mannschaft ;) ) gegen Dalian Shide 大连实德. Beide spielen in der ersten chinesischen Liga. Aerbin ist erst letzte Saison in die erste Liga aufgestiegen und das war das erste Aufeinandertreffen der beiden Dalian-Mannschaften, daher war das Stadion ausverkauft.

Die Stimmung war ganz lustig. War ja noch nie in einem deutschen Fußballstadion, was ich zu meiner Schande gestehen muss (werd ich jetzt aber definitiv nachholen!!!), daher weiß ich nicht, ob es da auch so zugeht. An den langen Enden des Stadions (die Geraden? Keine Ahnung, wie das heißt…) waren Netze gespannt, ich dachte anfangs, damit der Ball nicht in die Zuschauerreihen fliegt, aber falsch gedacht! Vorne in denTribünen waren Leute mit Trommeln und eventuell anderen Instrumenten (bei uns nur Trommeln) und ein paar Anfeuerer, die irgendwelche Sprüche geschrien, Lieder angestimmt oder zur Laola-Welle aufgefordert haben oder Ähnliches. Bei uns war einer davon ein Mönch, das war überhaupt der geilste Fußballfan in dem Stadion und das ausgerechnet in unserem Block… Der war ja sowas von lustig, dicht gefolgt von einem alten Mann, der mit nacktem Oberkörper, auf dem irgendwas draufgeschrieben stand und einer überdimensionalen Fahne in der Tribüne herumrannte (auch in unserem Block)… Das waren die Highlights des Spiels.

Meine 2 Lieblingsfans:

Der Mönch...



...und der Halbnackte...



Das Spiel begann ziemlich langweilig und ich begann mich zu wundern, ob die denn gegen die Dorf-Mannschaft meiner Bruders gewinnen könnten. In der zweiten Halbzeit wurde es dann interessanter und auch etwas professioneller. Am Ende ging das Spiel 3:3 aus. Wir hätten ja schon fast gewonnen, aber gegen Ende hat der Sturm der Gegner plötzlich Mut bekommen. Wow, aber so viele verpatzte Torchancen, wie beide Mannschaften (aber vor allem Aerbin) hatten, hab ich selten bei Fußballspielen gesehen.

Als das letzte Tor fiel (für Shide) und auch schon vorher, fingen enttäuschte Fans von Aerbin an, ihre Sitzkissen aufs Feld zu schmeißen (da hab ich dann den wahren Grund für die Netze erfahren). Am Ende des Spiels sind dann nochmal alle restlichen Kissen Richtung Spielfeld geflogen. Sah lustig aus, so ein Sitzkissenregen!!! Hab meines und das von Qiwei auch weggeschmissen. Man muss sich ja an die Sitten eines fremden Landes anpassen. Hehe

Die fliegenden Kissen... war leider schlecht auf einem Foto festzuhalten. Unten auf der Rennbahn kann man auch schon einige Kissen sehen:



Auf unserem „Langen Marsch“ zurück zum Auto bin ich, wie schon erwähnt, fast erfroren. Denn in Dalian war es nicht nur am Meer kalt. Abends, als die Sonne weg war, wurde es auch im Stadion kalt. In den letzten 30 Minuten des Spiels war es richtig richtig kalt. Abends haben wir unser Gepäck aus dem Hotel geholt, sind lecker lecker Fondue/Hot Pot/Huoguo 火锅 essen gegangen und mein Kollege Rudi hat uns dann heim gefahren.



An diesem oder am nächsten Wochenende werden wir vielleicht noch einmal nach Dalian oder mal wieder nach Shenyang fahren, aber diesmal in die Stadtmitte (in IKEA-Nähe) und dann auch zum Shoppen.

Hoffe alle, die sich bei mir beschwert haben, dass ich so wenig schreibe in letzter Zeit, sind jetzt zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Nörgelei ;P

Viele liebe Grüße aus meinem kalten Büro,
Martha

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Donnerstag, 15. März 2012
Telefonterror
Sorry für die lange Blogabwesenheit, aber seit meinem letzten Eintrag ist nicht viel passiert. Daher gab es auch nichts zu berichten. Qiwei und ich leben so vor uns hin, bereiten die Hochzeit immer mehr vor. Gut, dass wir da Hilfe haben, alleine würden wir das nie hinkriegen. Ansonsten passiert halt nicht viel. Das Wetter wird allmählich wärmer, aber auch nur allmählich, so dass ich trotzdem schon Angst habe vor Ende März. Ab dem 1. April sind die Heizungen nämlich aus. Es wird hier nur zwar fast täglich 1-2 Grad wärmer, aber ich glaube nicht, dass die Temperaturen bis zum 1. April die 20 Gradmarke erreichen, und alles darunter ist ohne Heizung zu kalt!!! Aber was will man machen. Dann werde ich in der Zeit eben ausgesprochen gerne arbeiten gehen. Im Büro gibt es nämlich Klimaanlagen und die halten warm (solange sie ununterbrochen an sind).

Mir ist ein kurzes Thema eingefallen, das ich mal loswerden will: Heute habe ich einen sehr seltsamen Anruf bekommen… Aber erstmal zur chinesischen Telekommunikation: Es ist jawohl allen bekannt, dass es in China viele Menschen gibt. Und so gut wie jeder davon hat mindestens 1 Handy (Qiwei und ich beispielsweise jeweils 2). Irgendwann gehen einem da wohl die Nummern aus. Wäre ich jetzt nicht so eine Niete in Wahrscheinlichkeitsrechnung und Co. Könnte ich ausrechnen, wie viele mögliche Nummern es gibt. Vielleicht kann das ja einer meiner Leser… Eine chinesische Handynummer besteht aus 11 Zahlen, wobei die ersten 3 auf einige Kombinationen beschränkt sind, also so wie bei uns die Vorwahlen der unterschiedlichen Anbieter. Naja, eigentlich sagen wir mal die ersten 2 Zahlen sind beschränkt auf 13 oder 15. Der Rest ist frei. Wie viele Möglichkeiten gibt es da also? Irgendwelche Mathe-LKler unter euch oder so? Aber kommen wir mal zurück zum Thema. Da passiert es halt ab und zu, dass entweder eine Nummer doppelt vergeben wird (scheint mir) oder dass eine Nummer nach einigen Monaten wieder an jemanden anderen vergeben wird.

Das habe ich schon bei meinem Auslandsaufenthalt in Beijing feststellen dürfen, als eine Frau ständig bei uns angerufen hat und sich gewundert hat, dass sie an der falschen Stelle gelandet ist. Ich weiß nicht mehr wie, aber wir haben dann irgendwann rausgefunden, dass sie sich wohl wirklich nicht verwählt hat, sondern auf komische Art und Weise bei unserer Nummer rausgekommen ist (das war damals die Festnetznummer). Vielleicht wurde sie auch irgendwie falsch weiterverbunden. Ich weiß es nicht. Ich bin auch schon oft bei einer anderen Nummer rausgekommen, wenn ich Qiwei anrufen wollte. Da kam dann immer die gleiche alte Frau ans Telefon und schrie „喂WEEEEEEIIIIII????????“ (was soviel heißt wie Hallo (nur fürs Telefonieren)). Oder es ist auch schon passiert, dass sowohl Qiwei als auch die alte Frau am Telefon waren. Seltsame Dinge!!!

Heute ist mir mal was ganz anderes passiert. Eine Frau ruft mich an, ich schreibe mal den ungefähren Gesprächsverlauf auf:
- Sie: Hallo? (bzw. „喂WEEEEEEIIIIII????????“)
- Ich: Hallo? (bzw. „喂WEEEEEEIIIIII????????“)
- Sie: Wer ist dran?
- Ich: Martha. Wer ist dran?
- Sie: Ich wollte wissen, wer dran ist.
- Ich: Das habe ich Ihnen gerade gesagt. Wer sind Sie?
- Sie: blablabla
Ich lege auf.

Wieder klingelt mein Handy, gleiche Nummer:
- Ich: Hallo. Wer ist dran?
- Sie: Das ist unwichtig. Seit wann haben Sie diese Nummer? Das war früher meine Nummer.
- Ich: Seit einem halben Jahr. Wer sind Sie?
- Sie: Wo wohnen Sie?
- Ich: Das sage ich Ihnen nicht, sie wollen mir ja nicht mal sagen, wer dran ist. Warum sollte ich Ihnen dann sagen, wo ich wohne.
- Sie: Yingkou ist so groß, da werde ich sie wohl kaum suchen.
- Ich: In der Nähe vom städtischen Krankenhaus (da gibt es schließlich genug andere Wohngebiete).
- Sie: Wo arbeiten Sie?
Und wieder lege ich auf. Diesmal sperre ich allerdings ihre Nummer für weitere Anrufe.
Hallo? Geht’s noch? Seit wann erzählt man denn Fremden am Telefon seine Lebensgeschichte? Vielleicht hätte sie noch gerne meine Kontodaten gehabt oder meine Krankenakten oder so… Tz! Naja, jedenfalls wurde hier, wie man sieht eine Nummer wohl relativ schnell wieder vergeben.

So, jetzt geht es gleich heim. Freue mich schon auf meinen wohlverdienten Feierabend. Bis zum nächsten Mal, Ihr Lieben!!!

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Donnerstag, 23. Februar 2012
Der Frühlingsdrache erwacht
Heute ist mal wieder ein Fest, von dem man sonst so gar nichts mitbekommen würde. Meine Schwiegermama hat aber meinen Mann angerufen und ihm mitgeteilt, dass heute das "Frühlingsdrachenfest" 春龙节/龙抬头 ist. Qiwei meinte nur, an diesem Tag ist es gut, wenn man zum Friseur geht und ins Badehaus. Na gut, wenn er meint, ich habe leider keine Zeit dafür. Habe aber mal im Internet recherchiert, was das denn für ein Fest ist.
Traditionell ist es ein Bauernfest. Mit diesem Fest ehrt man den Drachenkönig, damit dieser Regen bringt und so eine gute Ernte ermöglicht (bei uns hat der Drachenkönig Schnee gebracht). Traditionell wurden verschiedene Mehlspeisen gegessen, die alle nach Körperteilen des Drachen benannt wurden, so waren die Jiaozi zum Beispiel die Zähne des Drachen... Ansonsten gab es noch Pfannkuchen, Nudeln usw. Dann wurden an diesem Tag auch die Insekten aus der Wohnung ausgeräuchert, da es an diesem Tag wieder wärmer sein sollte. Man nahm Bündel mit Kräutern, verbrannte diese und schwenkte sie durch die Wohnung. Heute tragen Frauen und Kinder Säckchen mit verschiedenen Kräutern drin, die Glück bringen sollen, allerdings werden sie nicht mehr gegen Insekten angewandt.
Von Duschen oder Friseur habe ich nirgendwo was gelesen. Aber gut, wenn meine Schwiegermama das sagt... Sie muss es ja irgendwo her haben.

Hab ich eigentlich schonmal den Unterschied zwischen einem deutschen und einem chinesischen Drachen erklärt? Soweit ich mich erinnere, noch nicht…
Der deutsche oder europäische Drache ist ein böses und gemeines Monster, das Prinzessinnen entführt oder Menschen tötet und frisst und so weiter, alles in allem also ein böses feuerspuckendes Ungeheuer. Das ist in China etwas anders. Ein Drache wird in China vielmehr als Gottheit angesehen und nicht als Monster. Es gibt aber auch in China böse Drachen, zum Beispiel welche, die Fluten verursachen. Ein Drache ist in China eine Erklärung für natürliche Vorgänge, zum Beispiel Wetter oder Naturkatastrophen. Es gibt zwei Arten von Drachen: den Wasserdrachen und den Feuerdrachen, die wie im Westen Feuer spucken können. Das Aussehen des Drachen ist eine Zusammenwürfelung unterschiedlicher Tiere: Körper einer Schlange, Schuppen eines Karpfen, Kopf eines Wasserbüffels, Klauen eines Adlers, ein Hirschgeweih auf dem Kopf, Löwengebiss… Hauptsächlich sind Drachen für Regen verantwortlich, oder allgemeiner gesagt: für Wetter, denn es gibt auch Drachen, die Donner verursachen etc.
Der Drache ist ein Symbol des Kaisers und nur er durfte den kaiserlichen Drachen (mit fünf Klauen) auch als Symbol verwenden, Beamte durften je nach Rang Drachen mit drei oder vier Klauen als Symbol nutzen. Wer allerdings als Normalsterblicher den Drachen verwendete, der riskierte damit sein Leben, da dies bei Todesstrafe verboten war.

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Donnerstag, 16. Februar 2012
Sauberkeit in China
Das größte Problem für mich in China ist wohl die mangelnde Sauberkeit. Nicht nur, dass die Luft- und Umweltverschmutzung und so sehr hoch ist, nein, das meine ich nicht. Ist zwar auch ein Problem, aber ich meine etwas anderes…

Die Chinesen beschweren sich selbst immer darüber, dass alles schmutzig ist und loben immer Deutschland. Eine Sache, die man immer wieder zu hören bekommt, wenn man sagt, dass man aus Deutschland ist, ist dass es so schön sauber ist dort. Sie bewundern also die Sauberkeit bei uns. Diese ist aber ganz einfach zu erreichen. Man wirft einfach nicht seinen Müll dort weg, wo man gerade steht, man hinterlässt Toiletten so, wie man sie selbst gerne vorfinden würde (ja, auch öffentliche!!!) und man schmeißt Zigaretten und Kaugummis nicht einfach in den Hausflur, weil dieser ja nicht zur eigenen Wohnung gehört.

Ich will jetzt nicht verallgemeinern, denn es mag auch einige Ausnahmen geben (die ich allerdings wohl noch nicht kennengelernt habe), aber den Chinesen scheint einfach das Bewusstsein für Müllvermeidung und Sauberkeit zu fehlen. Das bedeutet nicht, dass auch die Wohnungen dreckig sind, nein, im Gegenteil, das was einem selbst gehört, wird peinlichst gepflegt und sauber gehalten. Aber sobald man aus der eigenen Wohnung raus ist, braucht man sich nicht mehr darum zu scheren. Warum soll ich mich um etwas kümmern, was nicht mir gehört? Und das ist wirklich ganz, ganz wörtlich zu nehmen. Man braucht sich nur die Treppenhäuser und Flure in den Mehrfamilienhäusern anzuschauen. Da wird herum gespuckt, Zigaretten werden einfach auf die Treppe geschmissen, wenn aus dem Müll irgendeine Brühe rausläuft, dann ist das auch egal. Schließlich gibt es ja eventuell eine Putzfrau, die das wegmacht, ansonsten tritt es sich eben fest. Das gleiche Phänomen auf der Straße, fällt etwas runter, dann lässt man es liegen, und seinen Müll, den man im Laufen produziert, wie beispielsweise die Folie von Zigarettenschachteln kann man auch gleich dazu schmeißen.

Das Problem ist wohl tief im chinesischen Bewusstsein verankert. Das spiegelt sich auch in anderen Lebensbereichen wider. Denn das chinesische Leben findet vor allem in der Familie und im Beziehungsnetzwerk statt, alles was außerhalb liegt, interessiert nicht. So ist es hier auch nicht alltäglich, dass man einem Fremden hilft. Man ist misstrauisch. Wogegen wir Deutschen einen anderen Menschen im ersten Moment immer als gut ansehen, wird er in China als schlecht angesehen. Man weiß ja nicht, was er einem antun könnte. Man könnte also die Beziehung Familie/Freunde – Fremde mit der Beziehung eigene Wohnung – Außenwelt gleichsetzen.
Das Ganze ist mir vorhin eingefallen als ich auf der Toilette hier im Büro war. Da denken die anderen nicht im Traum daran, die Toilette in irgendeiner Art sauber zu hinterlassen. Ich hatte mich früher gefragt, ob es denn wirklich notwendig ist, dass während der gesamten Büroöffnungszeiten 2-3 Putzfrauen hier rumrennen. Ja, es ist notwendig. Ansonsten sehe das Büro wahrscheinlich nach einer halben Stunde wie eine Müllkippe aus. Denn warum soll ich das Büro sauberhalten? Es ist nicht meins…

Aus ästhetischen Gründen werde ich hier mal keine Fotos reinstellen ;)

Bis zum nächsten Mal,
Eure Martha

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Valentinstag in China
Nur ein kurzer Bericht hierzu. Zwar kommt der Valentinstag ursprünglich aus dem Westen, doch wie schon an Weihnachten erwähnt, übernehmen die Chinesen gerne Feste, die ein großes Potential für Konsum bieten. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass der Valentinstag in Deutschland nicht rein konsumorientiert wäre, aber hier ist es noch ein bisschen extremer oder vielleicht war ich an Valentinstag in Deutschland noch nicht einkaufen...

In der Firma rannten wider Erwarten nicht alle mit Blumen herum, dafür aber in der Stadt als ich abends heim kam. Qiwei und ich hatten uns bei Xinglong 兴隆 verabredet, einem großen Supermarkt in Yingkou. Der eigentliche Supermarkt ist im dritten Stock, in den ersten beiden Stockwerken gibt es andere Verkaufsstände bzw. Läden, z.B. Kleider, Schuhe, Taschen, Schmuck, Blumen, Spielsachen usw. Wir wollten unsere Trauringe endlich mal kaufen. Passt ja so am Valentinstag und so.

Ich bin als erste bei Xinglong angekommen. Erst wäre ich fast nicht über die Straße gekommen, weil so viel Verkehr war und dann bin ich fast nicht ins Geschäft reingekommen, weil da so viel los war. Hammer!!! Überall Menschen... Die VerkäuferInnen waren schon total überfordert. Mist, ich habe vergessen ein Foto zu machen, aber der letzte Schrei in China sind Teddybärensträuße. Ich schau gleich mal nach Fotos im Internet.



Das ist Kitsch in seiner reinsten Form, wie er kitschiger nicht mehr sein kann. Übrigens verstehen Chinesen das Wort "kitschig" nicht. Eine Freundin versuchte es mal einer Chinesin zu erklären und die meinte dann am Ende "Also heißt kitschig süß?!"

Naja, jedenfalls habe ich mich dann umgesehen, da Qiwei noch nicht da war. Mit umgesehen meine ich, ich habe mich versucht durch die Menschenmassen zu quetschen und habe mich dann in die Schuhabteilung gerettet, wo niemand war.

Dafür waren wohl fast alle im Schmuckgeschäft, in das wir auch wollten. Ich quetschte mich an all den wartenden Chinesen vorbei (man lernt hier mit der Zeit seine guten Manieren abzulegen, wenn es nötig ist) und setzte mich auf einen der Hocker vor der Theke. Da haben wir dann die Ringe nochmal anprobiert und haben noch einen Anhänger aus Weißgold dazu bekommen, weil es ein tolles Angebot gab. Pro 1000 RMB, die man für den ersten Artikel ausgegeben hat, bekommt man 150 RMB Nachlass auf den nächsten Artikel usw., also hat Qiwei beschlossen, mir noch einen Anhänger zu schenken, um den Rabatt für den zweiten Artikel auch noch zu bekommen.

Hier unsere Ringe, sind aus Platin und ganz einfach. Wir haben uns letztendlich gegen ein kompliziertes Design entschieden. Dafür sind die aber total komfortabel zu tragen. Denn die sind innen abgerundet. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass ich meinen Ring nicht zu schnell verliere (denn ich bin mir fast sicher, dass ich ihn definitiv irgendwann verlieren werde ;)



Nach dem Einkaufen wollten wir dann noch romantisch Essen gehen und das geht am besten in einem westlichen Restaurant. Allerdings wissen das auch die Chinesen und wir haben nur noch in einem Café Platz bekommen, wo das Essen nicht sooo toll ist, aber dafür die Atmosphäre in Ordnung.

Joa, das war dann unser Valentinstag.

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