Donnerstag, 16. Februar 2012
Sauberkeit in China
Das größte Problem für mich in China ist wohl die mangelnde Sauberkeit. Nicht nur, dass die Luft- und Umweltverschmutzung und so sehr hoch ist, nein, das meine ich nicht. Ist zwar auch ein Problem, aber ich meine etwas anderes…

Die Chinesen beschweren sich selbst immer darüber, dass alles schmutzig ist und loben immer Deutschland. Eine Sache, die man immer wieder zu hören bekommt, wenn man sagt, dass man aus Deutschland ist, ist dass es so schön sauber ist dort. Sie bewundern also die Sauberkeit bei uns. Diese ist aber ganz einfach zu erreichen. Man wirft einfach nicht seinen Müll dort weg, wo man gerade steht, man hinterlässt Toiletten so, wie man sie selbst gerne vorfinden würde (ja, auch öffentliche!!!) und man schmeißt Zigaretten und Kaugummis nicht einfach in den Hausflur, weil dieser ja nicht zur eigenen Wohnung gehört.

Ich will jetzt nicht verallgemeinern, denn es mag auch einige Ausnahmen geben (die ich allerdings wohl noch nicht kennengelernt habe), aber den Chinesen scheint einfach das Bewusstsein für Müllvermeidung und Sauberkeit zu fehlen. Das bedeutet nicht, dass auch die Wohnungen dreckig sind, nein, im Gegenteil, das was einem selbst gehört, wird peinlichst gepflegt und sauber gehalten. Aber sobald man aus der eigenen Wohnung raus ist, braucht man sich nicht mehr darum zu scheren. Warum soll ich mich um etwas kümmern, was nicht mir gehört? Und das ist wirklich ganz, ganz wörtlich zu nehmen. Man braucht sich nur die Treppenhäuser und Flure in den Mehrfamilienhäusern anzuschauen. Da wird herum gespuckt, Zigaretten werden einfach auf die Treppe geschmissen, wenn aus dem Müll irgendeine Brühe rausläuft, dann ist das auch egal. Schließlich gibt es ja eventuell eine Putzfrau, die das wegmacht, ansonsten tritt es sich eben fest. Das gleiche Phänomen auf der Straße, fällt etwas runter, dann lässt man es liegen, und seinen Müll, den man im Laufen produziert, wie beispielsweise die Folie von Zigarettenschachteln kann man auch gleich dazu schmeißen.

Das Problem ist wohl tief im chinesischen Bewusstsein verankert. Das spiegelt sich auch in anderen Lebensbereichen wider. Denn das chinesische Leben findet vor allem in der Familie und im Beziehungsnetzwerk statt, alles was außerhalb liegt, interessiert nicht. So ist es hier auch nicht alltäglich, dass man einem Fremden hilft. Man ist misstrauisch. Wogegen wir Deutschen einen anderen Menschen im ersten Moment immer als gut ansehen, wird er in China als schlecht angesehen. Man weiß ja nicht, was er einem antun könnte. Man könnte also die Beziehung Familie/Freunde – Fremde mit der Beziehung eigene Wohnung – Außenwelt gleichsetzen.
Das Ganze ist mir vorhin eingefallen als ich auf der Toilette hier im Büro war. Da denken die anderen nicht im Traum daran, die Toilette in irgendeiner Art sauber zu hinterlassen. Ich hatte mich früher gefragt, ob es denn wirklich notwendig ist, dass während der gesamten Büroöffnungszeiten 2-3 Putzfrauen hier rumrennen. Ja, es ist notwendig. Ansonsten sehe das Büro wahrscheinlich nach einer halben Stunde wie eine Müllkippe aus. Denn warum soll ich das Büro sauberhalten? Es ist nicht meins…

Aus ästhetischen Gründen werde ich hier mal keine Fotos reinstellen ;)

Bis zum nächsten Mal,
Eure Martha

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