Frisch verheiratet und frisch aus dem Urlaub
Mittwoch, 13. Juni 2012
TEIL 2: DIE HOCHZEIT

Für mich fing der Tag ganz entspannt um 7 Uhr morgens an. Ich wurde schon so früh wach, weil ich wohl vor Aufregung einfach nicht mehr schlafen konnte. Ich suchte nach Meiling, doch die war schon draußen unterwegs und legte rotes Papier auf die Gullideckel in ihrem Wohngebiet. Das ist ein Hochzeitsbrauch in China, bei den beiden Wohnungen, also der Wohnung der Braut und der des Bräutigams müssen alle Gullideckel usw. mit rotem Papier abgedeckt werden, damit keine bösen Geister rauskommen und das Glück des Paares gefährden. Als Meiling dann wieder da war, haben wir zusammen gefrühstückt und meine Sachen zusammengepackt (also Kleid usw.). Mit allem drum und dran ging es dann zum Friseurtermin (8:30 Uhr). Da musste ich mein Kleid anziehen und wurde dann innerhalb von 1,5 Stunden geschminkt und mir wurden die Haare gemacht. Diesmal wurden glaube ich noch mehr Haarspray und Spängchen benutzt als an meinem Abiball (und schon damals hielt die Frisur abends auch dann noch bombenfest, nachdem ich alle Klammern entfernt hatte).
Nach dem Friseurtermin durfte ich zum ersten Mal mein Kleid in der Öffentlichkeit zur Schau stellen, ich musste vom Friseursalon zum Auto laufen. Das Einsteigen ins Auto gestaltete sich etwas schwierig, und ich habe festgestellt, dass ein BMW X6 nicht für die Höhe meiner Frisur gemacht ist. Halb liegend und mit halbnacktem Hintern, da das Kleid irgendwo anders war (zum Beispiel so halb in meinem Gesicht), ging es dann wieder zu Meiling nach Hause. Dort half sie mir mich noch einmal richtig anzuziehen (mein Korsett konnte ich nämlich auch nicht selbst anziehen). Danach wurde mir verboten, mich zu bewegen. Ich sollte nur noch im Sessel herumsitzen… So wartete ich also bis meine Freunde und meine Familie ankamen und zusammen wurden Fotos gemacht und wir haben uns unterhalten. Langsam wurde es dann auch immer voller in der Wohnung. Da waren dann Meiling und meine Eltern und mein Opa, dann kamen noch die Freunde dazu (insgesamt 4 Frauen und 4 Männer – chinesischer Brauch) und ein paar andere Helfer waren auch noch da.
Dann wurde es hektisch, Qiwei kündigte an, dass sie bald losfahren würden und mich abholen kämen. Ich musste dann ins Schlafzimmer. Da lag auf dem Bett ein rotes Tuch mit dem Schriftzeichen囍 („doppeltes Glück“, wird traditionell für Hochzeiten verwendet), dann hatten wir da noch Rosenblüten verstreut (künstliche, damit es keine Flecken auf der schönen weißen Bettwäsche gibt) und außerdem waren da noch 250 RMB in 5 Mao-Stücken (entspricht dann 0,5 RMB) verstreut. Da musste ich mich dann draufsetzen. Sofort klebte mir überall Geld. So saß ich also rum. Tina, Julia und Izabela durften mir dann Gesellschaft leisten. Der Rest blieb draußen im Wohnzimmer und sollte Qiwei daran hindern in die Wohnung zu kommen, er musste erst irgendwelche Fragen beantworten, die meine Eltern ihm stellten. Zuerst kam dann auch noch ein Kamerateam und ein Fotograf und ich musste die ganze Zeit dumm gucken und lächeln. „Schau zu mir, schau nach oben, schau nach unten, schau dahin, schau dorthin,…“ bäh!!! Ich wusste gar nicht mehr, wo ich hinschauen sollte. Irgendwann zwischendurch wurde ich noch von menen Eltern mit Langlebigkeits-Nudeln gefüttert und fütterte meine Eltern auch damit. Weiß gar nicht mehr, wann was passiert ist, es war so viel auf einmal. Nachdem Qiwei endlich in der Wohnung war, kam er zum Schlafzimmer und musste dann auch erstmal Fragen beantworten, die ihm meine Freundinnen stellten. Dann kam Qiwei zu mir aufs Bett, küsste mich erstmal und wir mussten dann zusammen für Fotos posieren. Danach schenkten wir meinen Eltern und meinem Opa feierlich Tee ein und schon ging es weg.
Wir gingen zusammen zu den Autos (hatten eine Kolonne von 10 Autos (BMWs, Mercedes und ein Porsche Cayenne, unser Hochzeitsauto – wichtig für mich war, dass alles deutsche Autos waren). Damit fuhren wir dann durch halb Yingkou. Auch das wurde natürlich wieder gefilmt. In unserem Wohngebiet wurden wir von Feuerwerk begrüßt, bzw. von so Glitterzeug, das in Röhren ist, und das wird dann mit einem lauten Knall in die Luft gefeuert und fällt dann auf uns drauf (keine Ahnung, wie das heißt). Ich weiß nur, dass das Zeug abgefärbt hat, mein BH ist immer noch grün und gelb von dem Zeug, das geht nicht mehr weg… blöde Farbe…
Dann ging es nach oben in die Wohnung. Mein Kleid passte kaum auf die Treppe und das Kamerateam wollte, dass wir nebeneinander laufen. Hier musste ich diesmal an die Tür klopfen und 爸爸妈妈 („Vater, Mutter“) rufen und dann schreien, weil es nicht laut genug war. Drin gab es wieder das gleiche, die Wohnung war noch voller als bei Meiling: meine Familie und meine 8 Freunde, Qiweis Familie und Qiweis 8 Freunde und dann noch einige der Fahrer. Auch hier wurde wieder Tee ausgeschenkt und es gab Geschenke, wir bekamen von den Chinesen natürlich die obligatorischen roten Geldumschläge und von meinen Freunden und meiner Familie gab es sehr sehr schöne Geschenke, die ich erst nach der Hochzeitsreise richtig anschauen konnte. An dieser Stelle schonmal ein unformales Dankeschön an alle, sind sehr schöne Geschenke und wir haben uns riesig über eure Kreativität gefreut!!!
Dann ging es mit der Autokolonne und mit allen Gästen in Yingkous neuen Stadtteil, wo wir an einem riesigen künstlich angelegten See Fotos gemacht haben. Wieder wusste man nicht, wohin mal schauen soll, da überall so viele Leute mit Kameras und Fotoapparaten standen.

Erst dann ging es endlich ins Hongyun Hotel, wo die eigentliche Zeremonie stattfinden sollte. An dieser Stelle war ich schon völlig fertig und total überfordert mit allem. Im Hongyun durften die anderen erstmal in ihre Zimmer und Qiwei und ich begutachteten und kritisierten die Location. An einer Stelle fehlten noch die Blumen, die Tischdeko war nicht perfekt oder ähnliche Kleinigkeiten musste der Hochzeitsplaner noch ändern. Aber im Großen und Ganzen war ich zufrieden.

Langsam trudelten dann auch unsere über 300 Gäste ein. Unsere 20 Helfer leisteten großartige Arbeit. Da wir kein zu großes Vertrauen in das Personal des Hongyun Hotels haben wollten, haben wir nämlich noch 20 Freunde damit beauftragt für den Einlass in den Saal, die Überwachung des Büffets usw. zu sorgen. Das klappte hervorragend und wir mussten uns um nichts kümmern. Wenn die Betreffenden Deutsch könnten und diesen Blog lesen würden, würde ich mich hier auch recht herzlich bei ihnen behandeln. Aber sie können kein Deutsch und lesen den Blog nicht, also auch kein Dankeschön auf diesem Wege ;)


Über den genauen Ablauf der Feier will ich jetzt nichts schreiben. Hier nur eine Ultrakurz-Zusammenfassung: Alles fing mit einer Powerpoint-Präsentation meines Bruders an, die Deutschland vorstellte. Mein Vater führte mich zu „Amazing Grace“ (ich wollte schon immer, dass dieses Lied bei meiner Hochzeit und meiner Beerdigung gespielt wird – einer dieser Wünsche ist also schonmal in Erfüllung gegangen, mit dem zweiten habe ich es nicht so eilig) von hinten in die Mitte des Raumes, dann übergab er meine Hand Qiwei, dann das üblich „Ich will“ (auf Chinesisch 我愿意), „Ich will“ und dann ging es nach oben auf einen Steg, der zur Bühne führte. Da wurde dann ein Interview mit uns geführt, wie wir uns kennengelernt haben und warum wir zusammen sein wollen usw., der Kuchen wurde angeschnitten, wir schnitten ein Herz aus einem Bettlaken (hehe, ich war schneller, weil Qiweis Schere mittendrin den Geist aufgab), unsere Väter hielten Reden, wir bedankten uns bei den Eltern, dann schenkten wir Pseudo-Sekt (mit Wasser verdünntes Cola) in eine Gläserpyramide ein, wir bekamen dann auch jeweils ein Glas (also das Brautpaar und die beiden Elternpaare) und durften alle einen Schluck trinken (ich weiß gar nicht mehr, was in unseren Gläsern drin war), an den Rest erinnere ich mich gar nicht mehr richtig. Kann auch sein, dass die Reihenfolge jetzt völlig durcheinander ist. Es ist jetzt alles für mich verschwommen, alles nach dem „Ich will“ und dem Kuss ist für mich bedeutungslos. Qiwei und ich sind dann durch die Reihen der Gäste marschiert und haben uns von allen gratulieren lassen und haben mit allen angestoßen.

Ich weiß dann nur noch, dass mir ständig Leute auf mein Kleid getreten sind (ich selbst auch), irgendwann ist dann vorne eine Naht gerissen und es musste mit Stecknadeln festgesteckt werden, auch hinten wurde das Kleid immer länger… Ich saß dann irgendwann am Tisch meiner Eltern und meine Mutter hat mich mit Essen und Trinken versorgt. Dann kam irgendwann Meiling, nachdem der Hauptteil der Feier vorbei war und hat mich von meinem Reifrock befreit, der ein Eigenleben entwickelt hatte und jedes Mal nachdem ich gesessen hatte, total verrutscht war. Irgendwann ging ich dann auch zu meinen Eltern aufs Zimmer und wurde von meinem Kleid befreit, nach einer kurzen Erfrischungsdusche zog ich mir mein rotes Kleid an und fühlte mich um ein Vielfaches leichter. So auf Dauer war das Brautkleid nämlich richtig schwer, vor allem als ich mit der Schleppe über den Teppich lief.
Nachdem Qiwei ein Fußballspiel aufgeführt hatte (wegen der EM – natürlich hat Deutschland gewonnen) und nachdem wir „Die Reise in den Westen“ (eine chinesische Sage) gepaart mit „Schneewittchen“ aufgeführt hatten, ging es mit den restlichen Leuten gegen 21 oder 22 Uhr in einen kleineren Saal. Dort wurde dann getrunken und es wurden Spiele gespielt, unter anderem durfte ich Torte von Qiweis Körper lecken, Qiweis hat einen Freund durch ein Bettlaken gefüttert (dieses Baby-Fütter-Spiel) und wurde dann selbst auch gefüttert, dann haben wir noch Zeitungstanz gemacht (danke Mama für den Vorschlag, alle Chinesen waren total begeistert und ich fand es auch sehr lustig) und haben „Reise nach Jerusalem“ gespielt, aber nicht mit Musik, sondern mit Aufgaben, wie „Bring mir einen Ohrring“ oder „Bring mir etwas Gelbes“ o.ä.
Etwa um 24 Uhr (?) fuhren wir dann mit ein paar Autos in den Liao-Fluss-Park und wollten dort 孔明灯, diese Laternen, die in die Luft steigen, wenn man sie anbrennt, steigen lassen. Leider war der Wind aber zu stark und es hat nicht funktioniert. Naja, ein ander Mal. Ma Li, der Besitzer des Bakesi war auch noch dabei und hat uns dann in seine Bar eingeladen. Da haben wir dann noch bis 3 Uhr gefeiert. Unsere deutschen Gäste wurden in die chinesische Bierkultur eingeführt (Bier exen bis zum Umfallen) und ich war überrascht, wie schnell Chinesen deutsche Namen lernen können, wenn es ums Trinken geht. Gegen Ende hörte man nur noch „IZABEEELAAAA“ oder „TIIINAAAA“… hehe
Qiwei und ich mussten dann irgendwann einen Schlussstrich ziehen, sonst würden wir wohl heute noch in der Bar sitzen. Es schien keiner so richtig müde zu sein. Wir gingen dann ins Hotel und schliefen sofort ein. Eigentlich sollten wir ja daheim schlafen, aber wir hatten 4 Zimmer zu viel reserviert und die waren schon bezahlt, also ließen wir noch einige Gäste im Hotel übernachten und haben uns selbst auch diesen Luxus gegönnt. (Fortsetzung folgt)

Für mich fing der Tag ganz entspannt um 7 Uhr morgens an. Ich wurde schon so früh wach, weil ich wohl vor Aufregung einfach nicht mehr schlafen konnte. Ich suchte nach Meiling, doch die war schon draußen unterwegs und legte rotes Papier auf die Gullideckel in ihrem Wohngebiet. Das ist ein Hochzeitsbrauch in China, bei den beiden Wohnungen, also der Wohnung der Braut und der des Bräutigams müssen alle Gullideckel usw. mit rotem Papier abgedeckt werden, damit keine bösen Geister rauskommen und das Glück des Paares gefährden. Als Meiling dann wieder da war, haben wir zusammen gefrühstückt und meine Sachen zusammengepackt (also Kleid usw.). Mit allem drum und dran ging es dann zum Friseurtermin (8:30 Uhr). Da musste ich mein Kleid anziehen und wurde dann innerhalb von 1,5 Stunden geschminkt und mir wurden die Haare gemacht. Diesmal wurden glaube ich noch mehr Haarspray und Spängchen benutzt als an meinem Abiball (und schon damals hielt die Frisur abends auch dann noch bombenfest, nachdem ich alle Klammern entfernt hatte).
Nach dem Friseurtermin durfte ich zum ersten Mal mein Kleid in der Öffentlichkeit zur Schau stellen, ich musste vom Friseursalon zum Auto laufen. Das Einsteigen ins Auto gestaltete sich etwas schwierig, und ich habe festgestellt, dass ein BMW X6 nicht für die Höhe meiner Frisur gemacht ist. Halb liegend und mit halbnacktem Hintern, da das Kleid irgendwo anders war (zum Beispiel so halb in meinem Gesicht), ging es dann wieder zu Meiling nach Hause. Dort half sie mir mich noch einmal richtig anzuziehen (mein Korsett konnte ich nämlich auch nicht selbst anziehen). Danach wurde mir verboten, mich zu bewegen. Ich sollte nur noch im Sessel herumsitzen… So wartete ich also bis meine Freunde und meine Familie ankamen und zusammen wurden Fotos gemacht und wir haben uns unterhalten. Langsam wurde es dann auch immer voller in der Wohnung. Da waren dann Meiling und meine Eltern und mein Opa, dann kamen noch die Freunde dazu (insgesamt 4 Frauen und 4 Männer – chinesischer Brauch) und ein paar andere Helfer waren auch noch da.
Dann wurde es hektisch, Qiwei kündigte an, dass sie bald losfahren würden und mich abholen kämen. Ich musste dann ins Schlafzimmer. Da lag auf dem Bett ein rotes Tuch mit dem Schriftzeichen囍 („doppeltes Glück“, wird traditionell für Hochzeiten verwendet), dann hatten wir da noch Rosenblüten verstreut (künstliche, damit es keine Flecken auf der schönen weißen Bettwäsche gibt) und außerdem waren da noch 250 RMB in 5 Mao-Stücken (entspricht dann 0,5 RMB) verstreut. Da musste ich mich dann draufsetzen. Sofort klebte mir überall Geld. So saß ich also rum. Tina, Julia und Izabela durften mir dann Gesellschaft leisten. Der Rest blieb draußen im Wohnzimmer und sollte Qiwei daran hindern in die Wohnung zu kommen, er musste erst irgendwelche Fragen beantworten, die meine Eltern ihm stellten. Zuerst kam dann auch noch ein Kamerateam und ein Fotograf und ich musste die ganze Zeit dumm gucken und lächeln. „Schau zu mir, schau nach oben, schau nach unten, schau dahin, schau dorthin,…“ bäh!!! Ich wusste gar nicht mehr, wo ich hinschauen sollte. Irgendwann zwischendurch wurde ich noch von menen Eltern mit Langlebigkeits-Nudeln gefüttert und fütterte meine Eltern auch damit. Weiß gar nicht mehr, wann was passiert ist, es war so viel auf einmal. Nachdem Qiwei endlich in der Wohnung war, kam er zum Schlafzimmer und musste dann auch erstmal Fragen beantworten, die ihm meine Freundinnen stellten. Dann kam Qiwei zu mir aufs Bett, küsste mich erstmal und wir mussten dann zusammen für Fotos posieren. Danach schenkten wir meinen Eltern und meinem Opa feierlich Tee ein und schon ging es weg.
Wir gingen zusammen zu den Autos (hatten eine Kolonne von 10 Autos (BMWs, Mercedes und ein Porsche Cayenne, unser Hochzeitsauto – wichtig für mich war, dass alles deutsche Autos waren). Damit fuhren wir dann durch halb Yingkou. Auch das wurde natürlich wieder gefilmt. In unserem Wohngebiet wurden wir von Feuerwerk begrüßt, bzw. von so Glitterzeug, das in Röhren ist, und das wird dann mit einem lauten Knall in die Luft gefeuert und fällt dann auf uns drauf (keine Ahnung, wie das heißt). Ich weiß nur, dass das Zeug abgefärbt hat, mein BH ist immer noch grün und gelb von dem Zeug, das geht nicht mehr weg… blöde Farbe…
Dann ging es nach oben in die Wohnung. Mein Kleid passte kaum auf die Treppe und das Kamerateam wollte, dass wir nebeneinander laufen. Hier musste ich diesmal an die Tür klopfen und 爸爸妈妈 („Vater, Mutter“) rufen und dann schreien, weil es nicht laut genug war. Drin gab es wieder das gleiche, die Wohnung war noch voller als bei Meiling: meine Familie und meine 8 Freunde, Qiweis Familie und Qiweis 8 Freunde und dann noch einige der Fahrer. Auch hier wurde wieder Tee ausgeschenkt und es gab Geschenke, wir bekamen von den Chinesen natürlich die obligatorischen roten Geldumschläge und von meinen Freunden und meiner Familie gab es sehr sehr schöne Geschenke, die ich erst nach der Hochzeitsreise richtig anschauen konnte. An dieser Stelle schonmal ein unformales Dankeschön an alle, sind sehr schöne Geschenke und wir haben uns riesig über eure Kreativität gefreut!!!
Dann ging es mit der Autokolonne und mit allen Gästen in Yingkous neuen Stadtteil, wo wir an einem riesigen künstlich angelegten See Fotos gemacht haben. Wieder wusste man nicht, wohin mal schauen soll, da überall so viele Leute mit Kameras und Fotoapparaten standen.

Erst dann ging es endlich ins Hongyun Hotel, wo die eigentliche Zeremonie stattfinden sollte. An dieser Stelle war ich schon völlig fertig und total überfordert mit allem. Im Hongyun durften die anderen erstmal in ihre Zimmer und Qiwei und ich begutachteten und kritisierten die Location. An einer Stelle fehlten noch die Blumen, die Tischdeko war nicht perfekt oder ähnliche Kleinigkeiten musste der Hochzeitsplaner noch ändern. Aber im Großen und Ganzen war ich zufrieden.

Langsam trudelten dann auch unsere über 300 Gäste ein. Unsere 20 Helfer leisteten großartige Arbeit. Da wir kein zu großes Vertrauen in das Personal des Hongyun Hotels haben wollten, haben wir nämlich noch 20 Freunde damit beauftragt für den Einlass in den Saal, die Überwachung des Büffets usw. zu sorgen. Das klappte hervorragend und wir mussten uns um nichts kümmern. Wenn die Betreffenden Deutsch könnten und diesen Blog lesen würden, würde ich mich hier auch recht herzlich bei ihnen behandeln. Aber sie können kein Deutsch und lesen den Blog nicht, also auch kein Dankeschön auf diesem Wege ;)


Über den genauen Ablauf der Feier will ich jetzt nichts schreiben. Hier nur eine Ultrakurz-Zusammenfassung: Alles fing mit einer Powerpoint-Präsentation meines Bruders an, die Deutschland vorstellte. Mein Vater führte mich zu „Amazing Grace“ (ich wollte schon immer, dass dieses Lied bei meiner Hochzeit und meiner Beerdigung gespielt wird – einer dieser Wünsche ist also schonmal in Erfüllung gegangen, mit dem zweiten habe ich es nicht so eilig) von hinten in die Mitte des Raumes, dann übergab er meine Hand Qiwei, dann das üblich „Ich will“ (auf Chinesisch 我愿意), „Ich will“ und dann ging es nach oben auf einen Steg, der zur Bühne führte. Da wurde dann ein Interview mit uns geführt, wie wir uns kennengelernt haben und warum wir zusammen sein wollen usw., der Kuchen wurde angeschnitten, wir schnitten ein Herz aus einem Bettlaken (hehe, ich war schneller, weil Qiweis Schere mittendrin den Geist aufgab), unsere Väter hielten Reden, wir bedankten uns bei den Eltern, dann schenkten wir Pseudo-Sekt (mit Wasser verdünntes Cola) in eine Gläserpyramide ein, wir bekamen dann auch jeweils ein Glas (also das Brautpaar und die beiden Elternpaare) und durften alle einen Schluck trinken (ich weiß gar nicht mehr, was in unseren Gläsern drin war), an den Rest erinnere ich mich gar nicht mehr richtig. Kann auch sein, dass die Reihenfolge jetzt völlig durcheinander ist. Es ist jetzt alles für mich verschwommen, alles nach dem „Ich will“ und dem Kuss ist für mich bedeutungslos. Qiwei und ich sind dann durch die Reihen der Gäste marschiert und haben uns von allen gratulieren lassen und haben mit allen angestoßen.

Ich weiß dann nur noch, dass mir ständig Leute auf mein Kleid getreten sind (ich selbst auch), irgendwann ist dann vorne eine Naht gerissen und es musste mit Stecknadeln festgesteckt werden, auch hinten wurde das Kleid immer länger… Ich saß dann irgendwann am Tisch meiner Eltern und meine Mutter hat mich mit Essen und Trinken versorgt. Dann kam irgendwann Meiling, nachdem der Hauptteil der Feier vorbei war und hat mich von meinem Reifrock befreit, der ein Eigenleben entwickelt hatte und jedes Mal nachdem ich gesessen hatte, total verrutscht war. Irgendwann ging ich dann auch zu meinen Eltern aufs Zimmer und wurde von meinem Kleid befreit, nach einer kurzen Erfrischungsdusche zog ich mir mein rotes Kleid an und fühlte mich um ein Vielfaches leichter. So auf Dauer war das Brautkleid nämlich richtig schwer, vor allem als ich mit der Schleppe über den Teppich lief.
Nachdem Qiwei ein Fußballspiel aufgeführt hatte (wegen der EM – natürlich hat Deutschland gewonnen) und nachdem wir „Die Reise in den Westen“ (eine chinesische Sage) gepaart mit „Schneewittchen“ aufgeführt hatten, ging es mit den restlichen Leuten gegen 21 oder 22 Uhr in einen kleineren Saal. Dort wurde dann getrunken und es wurden Spiele gespielt, unter anderem durfte ich Torte von Qiweis Körper lecken, Qiweis hat einen Freund durch ein Bettlaken gefüttert (dieses Baby-Fütter-Spiel) und wurde dann selbst auch gefüttert, dann haben wir noch Zeitungstanz gemacht (danke Mama für den Vorschlag, alle Chinesen waren total begeistert und ich fand es auch sehr lustig) und haben „Reise nach Jerusalem“ gespielt, aber nicht mit Musik, sondern mit Aufgaben, wie „Bring mir einen Ohrring“ oder „Bring mir etwas Gelbes“ o.ä.
Etwa um 24 Uhr (?) fuhren wir dann mit ein paar Autos in den Liao-Fluss-Park und wollten dort 孔明灯, diese Laternen, die in die Luft steigen, wenn man sie anbrennt, steigen lassen. Leider war der Wind aber zu stark und es hat nicht funktioniert. Naja, ein ander Mal. Ma Li, der Besitzer des Bakesi war auch noch dabei und hat uns dann in seine Bar eingeladen. Da haben wir dann noch bis 3 Uhr gefeiert. Unsere deutschen Gäste wurden in die chinesische Bierkultur eingeführt (Bier exen bis zum Umfallen) und ich war überrascht, wie schnell Chinesen deutsche Namen lernen können, wenn es ums Trinken geht. Gegen Ende hörte man nur noch „IZABEEELAAAA“ oder „TIIINAAAA“… hehe
Qiwei und ich mussten dann irgendwann einen Schlussstrich ziehen, sonst würden wir wohl heute noch in der Bar sitzen. Es schien keiner so richtig müde zu sein. Wir gingen dann ins Hotel und schliefen sofort ein. Eigentlich sollten wir ja daheim schlafen, aber wir hatten 4 Zimmer zu viel reserviert und die waren schon bezahlt, also ließen wir noch einige Gäste im Hotel übernachten und haben uns selbst auch diesen Luxus gegönnt. (Fortsetzung folgt)
