Frisch verheiratet und frisch aus dem Urlaub
TEIL 1: VORBEREITUNGEN

Die letzte Woche vor der Hochzeit ging es auf und ab, ich musste noch bis zum 24.05. arbeiten, Qiwei hatte schon die ganze Woche frei. Am Wochenende vor der Hochzeit habe ich mir Maniküre und Pediküre gegönnt. Die Nägel haben sogar halbwegs durchgehalten bis zum 26.05. Am Montag ging es zur Probe beim Friseur, war da etwas skeptisch, aber habe mich von der Friseurin überzeugen lassen, dass das Ganze mit Kleid und Makeup usw. ganz anders wirken wird. Auf der Arbeit war Stress pur, musste die Arbeitszeiten aller 320 Mitarbeiter prüfen und Überstunden und Bonus usw. in Listen eintragen. Das war eigentlich schon genug Arbeit für die drei Tage, aber dann kam ständig noch jemand an und wollte was von mir. Stress, Stress, Stress…

Umso mehr freute ich mich dann, als ich am 24.05. endlich daheim bleiben konnte. Doch auch dieser Tag fing nicht ohne Stress an. Irgendwann gegen 5 Uhr morgens klingelt mein Handy, am Telefon Julia (meine Exkollegin aus München), die eigentlich schon im Flugzeug Richtung Shenyang sitzen sollte. Ist mir in meiner Übermüdung gar nicht aufgefallen, habe mich erstmal auch nicht gewundert, als sie mir erzählt hat, dass sie in Frankfurt sind. Erst als sie irgendwas von „Flug verpasst“ sagte, dämmerte es mir langsam. Musste also schnell noch einmal umorganisieren. Kurzerhand wurde Qiweis Tante mit der Abholung der beiden Münchnerinnen beauftragt und ich konnte weiter schlafen. Aber auch nicht lange, denn 2 Tage vor der Hochzeit kann man sich nicht einfach so ausruhen, so ganz ohne Termine geht das auch nicht. Also um 7 Uhr aus dem Bett, geduscht (damit ich frisch und fröhlich meine Familie empfangen konnte), Qiwei war schon irgendwo unterwegs, ins Hotel oder so. Gegen 9 Uhr war noch ein Termin bei meiner Schneiderin fällig, die mir innerhalb einer Woche noch schnell ein rotes Kleid für die Hochzeit gezaubert hat. Sie hat extra all ihre anderen Aufträge links liegen lassen. Sie hat mir nebenbei auch noch ein schwarzes Kleid und eine Hose genäht…

Gleich darauf ging es dann nach Shenyang. Wir fuhren sicherheitshalber schonmal 3,5 Stunden früher los, um dann pünktlich um 14:30 Uhr am Flughafen zu sein und meine Eltern, meinen Opa und die liebe Tina abzuholen.
Nach einer Irrfahrt durch etliche Dörfer und eine Mülldeponie, kamen wir dann auch pünktlich 10 Minuten vor meiner Familie am Flughafen an. Es gab dann eine tränenreiche Begrüßung und dann ging es zurück nach Yingkou, wieder die gleich Strecke durch die Dörfer, weil die Autobahn sich seit langer Zeit im Umbau befindet. Nur die Müllhalde haben wir diesmal ausgelassen.

In Yingkou gingen wir dann nach einer kurzen Erfrischung unserer Gäste bei 天天渔港 Tiantian Yugang essen, wo alle mal ihre Stäbchen-Ess-Kenntnisse unter Beweis stellen konnten (nur mein Vater weigerte sich von Anfang an und aß mit seinem mitgebrachten Reisebesteck). Nach dem Essen gingen meine Eltern und Tina mit uns noch ins 巴克斯 Bakesi, eine typische Yingkouer Bar. Wie bestellt, stand nach ein paar Minuten auch schon ein betrunkener Chinese auf der Bühne und sang eine grauenvolle Karaokeversion von irgendeinem Lied, beim zweiten Versuch wurde ihm von der Sängerin gewaltsam das Mikrofon entrissen…

Für den nächsten Tag war Yingkou-Sightseeing geplant, Qiwei war leider nicht dabei, weil er wieder in organisatorischer Mission unterwegs war, also musste ich alleine ran. Zuerst trafen wir uns in unserer Wohnung, die meine Familie und Freunde (bis auf Corrina und Andreas) noch nie gesehen hatten, aber die beiden anderen hatten die renovierte Version der Wohnung auch noch nie zu Gesicht bekommen. Danach ging es mit unseren Fahrern (2 Freunde, die sich bereit erklärt haben, uns den ganzen Tag über herumzukutschieren) zu Meilings Wohnung, wo ich am Hochzeitstag abgeholt werden sollte.
Dann haben wir uns Yingkou angeschaut: den Liao-Fluss-Park 辽河公园, die Festung 西炮台, die Strandpromenade, wo wir mal gegrillt haben… Danach hat uns Meiling zum Hotpot-Essen eingeladen. Nach dem Hotpot gingen wir zum Lengyan-Tempel-Park楞严寺公园, wo uns ein tolles Programm geboten wurde: Singen, Tanzen, Schachspielen, alles war vorhanden… das wahre Leben alter Chinesen. Nach einer Pause in Karens Cafe 凯伦咖啡, sind die anderen erstmal ins Hotel, um von dort aus dann wiederum zum Grillen ins Jingangshan Restaurant 金刚山烧烤 zu gehen.

In der Zwischenzeit waren auch Julia und Izabela endlich angekommen, denen ich dann auch noch einmal kurz den Park gezeigt habe und dann sind wir durch eine Shoppingstasse gelaufen. Viel Zeit blieb aber nicht, da wir ja noch ins Restaurant mussten.

Am Abend gingen dann Tina, Julia, Izabela, Meiling und ich ins PengPeng Coffee 鹏鹏咖啡, um dort noch eine Art Junggesellinnenabschied zu feiern. Lange blieben wir aber nicht, da der nächste Tag für alle anstrengend werden würde. Kurz vor Mitternacht machte ich mit Meiling noch einen kurzen Abstecher beim Bakesi, wo Qiwei seinen Junggesellenabschied verbrachte. Ich wollte dort nochmal kurz Andreas begrüßen, der auch gerade von Deutschland eingeflogen war...

Gegen Mitternacht gingen Meiling und ich dann zu ihr nach Hause, um noch die letzten Vorbereitungen zu treffen. Während ich duschte und mir eine Maske im Gesicht einwirken ließ, bügelte sie mein Hochzeitskleid. Dann reparierte sie mir meine Fingernägel, von denen ein paar Steinchen abgefallen waren und ich ging gegen 2 Uhr oder so ins Bett. Sie bereitete dann noch etwa eine Stunde lang Sachen vor... (Fortsetzung folgt)

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