Montag, 7. November 2011
Hello Ningbo...
Nach 6,5 Stunden Anreise endlich in meiner WG in Ningbo angekommen. Wohne für die zwei Wochen jetzt mit 3 Chinesinnen zusammen: Phoebe, Alisha und Grace (die englischen Namen, wie sie wirklich heißen, weiß ich noch net...). Auf den ersten Blick ganz nett, aber ich hab die drei auch nur ne halbe Stunde oder so gesehen.

Halbe Weltreise... das sind 2/3 der Reisezeit von Deutschland nach China! Erstmal mit dem Bus 2,5 Stunden von Yingkou nach Shenyang, dann 1 Stunde mit dem Bus zum Flughafen, es folgt ein 2,5-stündiger Flug in einem viel zu heißen Flugzeug (jetzt mal ehrlich, können die keine normale Temperatur einstellen? entweder man schwitzt sich zu Tode oder man erfriert). Danach noch etwa eine halbe Stunde mit dem Taxi zur Wohnung.

Bis nach Ningbo verlief alles problemlos. Mich haben nur meine Sitznachbarn im Flugzeug genervt, die während der Landung unbedingt ihre Handys anmachen mussten, weil man ja so schnell wie möglich Empfang braucht, um sich mit irgendjemandem zu kontaktieren! Wah, ich hätt meinen Nachbarn am liebsten mit seinem Handy erschlagen!!!

In Ningbo angekommen wurde ich natürlich gleich mal in der Flughafenhalle angeschwatzt, ob ich ein Taxi brauche. Ich meinte erst JA, er meinte 150 Yuan Pauschalpreis, ich fragte ihn, ob das ein echtes Taxi ist oder sein Privatauto oder so... Er meinte, naja, es wär ein Taxi, aber von einem Reisebüro oder so. Ich hab dann dankend abgelehnt und bin zum Taxistand. Mit Taxometer habe ich dann 53 Yuan bezahlt! Aber das war eine Fahrt... Da kam mir fast mein Flugzeugabendessen wieder hoch. Der ist fast auf der gesamten Strecke 100 km/h gefahren. Hab mitbekommen, dass da teilweise nur 30 km/h erlaubt war. Einmal hätten wir fast einen Radfahrer mitgenommen. Ich war froh, als ich endlich raus durfte. Denn auf "LANGSAMER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" reagieren chinesische Taxifahrer nicht. Vielleicht war der Schrei nicht panisch genug...

Naja, jetzt bin ich also in einer 4er-WG. Es ist eine 5-Zimmerwohnung: 4 Schlafzimmer, 1 riesen Wohnzimmer mit Essecke, 1 große Küche, 1 Waschküche, 2 Bäder.

Morgen um 8 Uhr fängt mein Training hier an. Bin ja mal gespannt... Jetzt muss ich aber ins Bett, sonst fängt der Tag morgen erstmal mit Verschlafen an...

Gute Nacht und bis zum nächsten Mal!!!

Permalink (4 Kommentare)   Kommentieren





Bye bye Yingkou
So, heute geht es erst einmal weg aus Yingkou. Habe einen Job in Dalian gefunden. Jetzt werde ich erst mal für zwei Wochen in Ningbo eingelernt. Das ist im Süden Chinas (200 km südlich von Shanghai).

Danach geht es dann für 4-6 Monate nach Dalian und dann sehen wir weiter. Entweder wird der Vertrag dann verlängert oder es passiert irgendwas anderes.

Freue mich schon auf Ningbo. Hoffe, ich werde am Wochenende ein bisschen Zeit haben, die Stadt zu erkunden. Alle sagen, dass es eine sehr schöne Stadt sein soll und so. Foto ist auf jeden Fall schon mal gepackt. Bilder werde ich dann einige hochladen.

Es fällt mir aber grad unglaublich schwer zu gehen. Ich hatte mich in Yingkou schon super eingelebt. Habe jetzt sogar schon ein paar Freunde, mit denen ich auch ohne Qiwei mal weggehen kann. Aber jobmäßig sieht es hier nunmal schlecht aus.

Also schon wieder Fernbeziehung! Naja, nein, keine Fernbeziehung. Habe mich früher immer über Leute aufgeregt, die so nah beieinander wohnen und von einer Fernbeziehung sprechen. Bei uns wird es ja eine Wochenendbeziehung...

Werde euch, wenn ich Zeit habe, auf dem neusten Stand halten.


Bis die Tage, Martha

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren





Sonntag, 30. Oktober 2011
Schlaglöcher und Minen
Es gibt in Deutschland keine Schlaglöcher und auch keine Spurrinnen!!! Merkt euch das ein für alle Mal... Wer nach meinen Erfahrungen immer noch behauptet, es gäbe so etwas in Deutschland, hat noch nie eine schlechte Straße gesehen. Man braucht auch nur in einige Nachbarländer von Deutschland zu fahren, um mal wirklich schlechte Straßen zu sehen (Polen z.B., Frankreich ist aber auch nicht gerade besser). Aber das hier übertrifft alles.

Am Freitag war ich mit unserem Geologen von der Firma in unserer Mine. Das war vielleicht eine Fahrt. Es waren etwa 20 km und wir haben eine gute Stunde gebraucht. Unterwegs konnte man erkennen, dass an manchen Stellen wirklich noch Asphalt war, es waren also wirklich Straßen und keine Feldwege. Nur dass die tonnenschweren LKWs (teilweise mit 70-80 t beladen) den Straßen wohl nicht so gut tun. Genauso wenig die harten kalten Winter.

Zu den mehr als katastrophalen Straßenverhältnissen (ohne Jeep kann man vergessen, dass man da weiterkommt) kamen die vielen LKWs, die uns entgegenkamen oder vor uns auftauchten und auf der engen kurvenreichen Strecke natürlich überholt werden mussten. Das macht einem richtigen chinesischen Autofahrer natürlich erst richtig Spaß, wenn man am Rande einer Schlucht überholen kann, wo die Räder des Fahrzeugs gerade noch so den Boden berühren.

Thema überholen: Auf dieser Strecke herrscht absolute Anarchie, was Rechts- oder Linksverkehr angeht. Jeder sucht sich einfach den Weg, der ihm gerade am besten passt. So mussten wir teilweise rechts, teilweise links überholen und in der gleichen Weise kam auch der Gegenverkehr entgegen. Da wird einem wenigstens nicht langweilig und der Adrenalinpegel schützt vor dem Sekundenschlaf ;)

Ich versuche das nun mal auf ein paar Fotos zu demonstrieren. Aufgrund des Gewackels, war es aber schwer anständige Fotos zu machen. Ein weiteres Hindernis war, dass ich Angst hatte, dass mein Arm von einem entgegenkommenden LKW (mit Sicherheitsabstand (äh, was ist das?) von 2 mm) abgerissen wird, wenn ich ihn aus dem Fenster strecke...











Ach ja, und die Mine. War echt beeindruckend. Ist ein Tagebau. Meine Firma baut da Magnesit ab, aus dem dann Feuerfestprodukte hergestellt werden. Ich empfehle sich das Ganze auf Wikipedia genauer anzuschauen, wenn es jemanden genauer interessiert. Die Mine ist jedenfalls riesig, ca. 1400 x 200 m groß. Hier arbeiten vor allem Wanderarbeiter. Mir sind sehr viele Frauen aufgefallen, die hier Schwerstarbeit verrichten müssen. Sie bekommen dafür zwar ein sehr hohes Gehalt (mehr als ich oder Qiwei verdienen), aber das auch zu einem sehr hohen Preis: ihrer Gesundheit. Der Geologe meinte, sie arbeiten 10 Stunden am Tag (7 Tage die Woche) und halten es im Durchschnitt 2-5 Jahre aus. Ist schon wirklich krass...

Permalink (2 Kommentare)   Kommentieren





Donnerstag, 27. Oktober 2011
Streets of China
Früh um 7 stehe ich immer an einer der Hauptverkehrsachsen von Yingkou auf meinen Shuttlebus. Da bekommt man China von einer interessanten Seite zu sehen.

Am interessantesten ist China nämlich am frühen Morgen, wobei 7 Uhr da nicht mehr richtig früh ist.

Die ersten Drachen sind schon am Himmel zu sehen, die Senioren im nahegelegenen Park steigen lassen.
Hunderte von Taxis fahren vorbei mit Leuten, die mit ernsten Gesichtern zur Arbeit eilen oder telefonieren. Eine riesige Kolonne von Fahrrädern und Rollern, die kein Ende zu nehmen scheint: Schüler in ihren Trainingsanzuguniformen, fein angezogene Büroangestellte auf ihren lautlosen Elektorrollern (@ tinna: das ist der wahre "schleichende Tod"), Rikschas, Großeltern mit ihren Enkeln auf ihren Gepäckträgern und natürlich die alten Leute, die im Schneckentempo mit dem Fahrrad vorbeifahren (Wie machen die das? Wenn ich so langsam fahre, fällt mir mein Fahrrad um!) Je langsamer, desto besser, um ihr Qi nicht zu stören...

Jeder zweite Fahrzeug ist ein Bus, entweder ein öffentlicher oder wie meiner auch ein Shuttlebus, der die Angestellten zu einer Firma bringt. Und so stehen wie ich viele andere am Straßenrand und warten auf ihren Bus.

Zwischen all diesem bunten Durcheinander immer wieder mal eine Müllsammlerin oder ein alter Mann oder eine alte Frau mit ihren dreirädigen Fahrzeugen (diese Dinger sind die wahre Bedrohung für die chinesische Verkehrssicherheit, daher auf vielen Straßen verboten, die Fahrer halten sich so gut wie nie an auch nur irgendeine Verkehrsregel).

An den Kreuzungen sammeln sich Gruppen alter Männer, um über die neusten Ereignisse zu diskutieren. Die Straßen sind bereits voller Autos, darunter erstaunlich viele westliche Marken (BMW, VW, Chrysler, Porsche...) und sehr viele SUVs.
Um China wirklich beim Aufwachen zuzusehen, müsste man schon viel früher aufstehen. Es sieht mittlerweile schon aus wie in einem riesigen Ameisenhaufen, wobei hier jeder seiner eigenen Tätigkeit nachgeht und sich nicht von anderen aus der Ruhe bringen lässt. Ich glaube, in einem Ameisenhaufen geht es geordneter zu.

Seitenspiegel und Bremsen sind hier nur zum Schmuck da, genauso wie Seitenfenster. Schon wieder nähert sich seitlich wieder ein Auto unserem Bus und ändert seine Route erst als er vom Busfahrer ausgehupt wird.

Wenn es wärmer ist, fährt jeden Tag ein älteres Ehepaar in Taijianzügen auf Fahrrädern an mir vorbei - er in blau, sie in rot. Wahrscheinlich sind sie gerade auf auf dem Heimweg von ihrem täglichen Taiji-Training im Park. Damit fängt man ja möglichst früh schon an, am besten so um 5 Uhr. Meine Schwiegereltern stehen im Sommer auch immer um 4:30 uhr auf, um spazieren zu gehen und Badminton zu spielen. Im Sommer ist es um die Uhrzeit draußen noch erträglich. Später wird es dann zu heiß.

Permalink (2 Kommentare)   Kommentieren





Stromrechnung & Co.
Hier funktioniert fast alles nach dem Prepaid-System (ihr wisst schon, so wie mit den Aufladekarten für`s Handy in Deutschland)... Wer nicht im Voraus bezahlt, darf auch nichts nutzen. Hat ja durchaus seine Berechtigung dieses System, bei so einer großen Bevölkerung könnte man sonst lange auf sein Geld warten, da verliert man auch leicht den Überblick. Aber wenn man vergisst, seine Rechnung zu bezahlen, ist z.B. der Strom schneller weg als bei uns (das hat jetzt übrigens nichts mit dem Stromausfall vorgestern zu tun... nicht das da ein falsches Bild entsteht... wir haben unsere Rechnung bezahlt). Hier rennt einem der Anbieter nicht monatelang mit Mahnungen und Mahnungs-Mahnungen hinterher.

Was wird alles bezahlt und wie? Wasser, Telefon, Internet, Handy, Gas, Heizung etc. ... alles funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip.
Wasser, Strom, Gas und Heizung muss man in Bar beim jeweils zuständigen Amt bezahlen. Woher man weiß, wann? Jeweils einmal im Monat bekommt man vom Anbieter eine "Rechnung". Ich jatte ja auch mal erwähnt, dass es hier in der Regel keine Briefkästen gibt. Neben jedem Hauseingang gibt es aber eine Art schwarzes Brett. Da werden neben den üblichen Benachrichtigungen ("Morgen wird von 8-17 Uhr der Strom/das Wasser abgestellt.", "Alle alten Blumentöpfe etc., die auf öffentlichem Gelände liegen und bis nächste Woche nicht aufgeräumt sind, werden entsorgt."), auch die Rechnungen draufgeklebt. Ja, die sind dann für jeden öffentlich einzusehen. Es stehen aber keine Namen drauf, sondern die Nummern der Wohnungen, was aber im Prinzip auf`s Gleiche rausläuft. Ob da mein Name draufsteht oder die Nummer meiner Wohnung, ist ja egal, der Nachbar weiß, um wen es sich handelt ;)

Man kann sich dann also seine Rechnung dort abreißen und bei Gelegenheit bezahlen. Aber am besten nicht zu spät, sonst hängt 2-3 Wochen später der gleiche Zettel draußen, aber mit dem roten Stempel "Mahnung", auch den können dann alle Nachbarn sehen.

Rückblick: Beijing 2006, Auslandssemester an der Beida (Peking Uni), Martha, Susanne und Brigitte teilen sich eine WG. So gut hatten wir das damals in Beijing nicht, also mit Mahnungen und so. Wir hatten dort tatsächlich eine Art Prepaid-Karte, mit der man den Stromzähler ab und zu füttern musste. Tat man das nicht, oder die Karte war leer, dann war der Strom einfach so weg, ohne Vorwarnung (gut, man konnte natürlich ablesen, wieviel Strom noch drauf war). Arme Brigitte, ein ganzes Wochenende ohne Strom... Beim Telefon hat man damals immerhin 2 Warnanrufe bekommen, bevor es abgeschalten wurde (gut, dass unsere Chinesischkenntnisse damals noch nicht wirklich ausreichten, um diese Warnung zu verstehen ;)

Auch Handy und Telefon wird im Voraus bezahlt. Da bekommt man aber keine Rechnung. Man geht einfach zum Anbieter, in unserem Fall beispielsweise die "China Unicom", sagt seine Nummer und zahlt was auf das Konto ein.
Das funktioniert übrigens mit jeder Nummer. Die prüfen nicht nach, ob die Person, die was einzahlt, Inhaber der jeweiligen Karte ist. So habe ich schon einige Male auf Qiweis Namen etwas eingezahlt. Die Dame hat zwar etwas verwundert geschaut, als da die Ausländerin ankam, mit ihr Chinesisch sprach und Geld auf das Telefonkonto eines chinesischen Mannes eingezahlt hat, aber gesagt hat sie nichts.



Warum ich eigentlich "Rechnung" schreibe? Naja, eine Rechnung ist ja etwas, was man bezahlen muss. Da steht ein Betrag drauf, den man benutzt hat und noch nicht bezahlt hat. Das was wir bekommen, ist eher eine Art Kontoauszug. Es wird angezeigt, wie viel Geld letzten Monat noch auf dem Konto war, wieviel verbraucht wurde und wieviel noch übrig ist. Wenn nichts mehr übrig ist, sollte man etwas draufzahlen, wenn noch was drauf ist, dann kann man selbst entscheiden.

Bei der Heizung bekommt man nur eine Benachrichtigung, die für alle Bewohner des Hauses gilt, dass von und bis zu einem gewissen Termin die Heizungskosten für die kommende Saison bezahlt werden können, wenn man die Heizung nutzen will. Das System hab ich aber noch nicht so ganz raus. Muss mich da noch erkundigen. War ja während der Heizsaison noch nie wirklich da.

Permalink (2 Kommentare)   Kommentieren





Mittwoch, 26. Oktober 2011
Money, money, money...
Muss euch jetzt nochmal belästigen. Habe heute so große Lust zu schreiben... und mir fällt so viel ein. Aber ich zwinge ja auch keinen, alles zu lesen, was ich schreibe ;)

Lektion 1: Wie eröffne ich ein Bankkonto in China?
Hinweis: mindestens rudimentäre Chinesischkenntnisse sind nötig...

Im Gegensatz zu Deutschland, wo man in der Bank einen Antrag stellt und die Bankkarte und PIN per Post zugeschickt bekommt, läuft das hier ganz anders ab:

Hier füllt man ein Formular aus: Name, Vorname, Nationalität, Passdaten, Geburtsdatum, Unterschrift - und fertig (keine Adresse!).
Jetzt wird alles von einer Bankangestellten in den Computer übertragen. Zwischendurch immer wieder fragende und zweifelnde Blicke. Dann endlich traut sie sich zu fragen: "Ist das die Passnummer, die Sie da angegeben haben?" "Ja" (und ja, eine deutsche Passnummer beinhaltet wirklich Buchstaben, auch wenn das bei der chinesischen nicht der Fall ist), erst einmal passt wieder alles. Sie tippt weiter.
Dann wieder dieser Blick. Was jetzt wohl wieder ist? Ich hab da schon so eine Vorahnung, dass irgendwas mit meinem Namen nicht stimmt. Und da kommt auch schon die Frage. Sie zeigt auf meinen Nachnamen im Pass und fragt, warum ich auf dem Formular etwas dahinter geschrieben habe. Lange lange hat es gedauert, bis die Arme meine Handschrift auf dem Formular mit dem Pass verglichen hat und diese Feststellung macht. Es folgt meine Standartantwort, die ich immer gebe, wenn ein Chinese meinen Pass anschaut: "Das Obere ist der Nachname, das Untere der Vorname!" Skeptischer Blick, aber sie hat es wohl akzeptiert. Sie entschuldigt sich bei mir... Es kann weitergehen.
Jetzt tippt sie nicht mehr, sondern schaut mit großen Fragezeichen in den Augen den Monitor an. Was kann denn jetzt noch sein? Ich habe keine Ahnung.
Da kommt ein Kollege vorbei. Sie meint zu ihm: "Müsste vor der Passnummer nicht eigentlich noch ein i sein? Aber in ihrem Pass ist keines!" (Hä?) Er hat keine Ahnung. Ich riskiere einen Blick auf ihren Monitor. Sie erweitert meine Passnummer tatsächlich um ein vorangestelltes i. Na, wenn sie meint... Ist ja nicht mein Problem, wenn die die Passnummer falsch speichern.
Ich bezahle 10 RMB. Sie zieht die Karte durch den Schlitz am PC und eine Automatenstimme sagt mir, ich solle meine Geheimzahl eingeben. Gut, dass ich das Prozedere schon kenne. Letztes Mal war ich nämlich total verwirrt, weil ich keinen Zettel mit meiner Geheimzahl bekommen hatte, wie das in Deutschland ja der Fall ist. Die darf man sich hier nämlich selbst aussuchen. Ich überlege mir also eine 6-stellige Ziffernfolge, gebe sie zweimal auf dem Zahlenpad vor mir ein, unterschreibe irgendwas und schon habe ich ein Konto und bekomme meine EC-Karte ausgehändigt. Schneller geht nicht.

Und so sieht meine Karte dann aus... (ist natürlich nicht meine eigene... bin ja nicht doof, dass ich meine Kontonummer irgendwo im Internet preisgebe;)


Naja, so gesehen, gibt es einen Vorteil gegenüber dem deutschen System: keiner kann die Briefe mit meiner Karte und meiner PIN aus dem Briefkasten klauen (kenne jemandem, dem das passiert ist!!!).
Dafür ist das mit der Karte ohne Namen und die PIN auszusuchen weniger sicher. Aber eine 6-stellige PIN ist sicherlich auch besser als eine 4-stellige, denk ich mal. Ist also bestimmt genauso sicher unter dem Strich.

Permalink (5 Kommentare)   Kommentieren





Der Tag danach... oder: buddhistische Trauermusik
So, nach den unzähligen Flaschen Bier, die wir geleert hatten und der Erlaubnis von meinem Chef (aus Mitleid?!), am Dienstag etwas später zu Arbeit zu kommen, musste ich eigentlich ausschlafen, an Aufstehen um 6 Uhr war gar nicht zu denken...

Um 5:30 Uhr war ich dennoch erstmal wach, weil draußen ein Tumult war, ganz viele Menschen, die durcheinanderreden, fast schreien (ist aber normaler Umgangston hier). Wollte aber weiterschlafen und hab es erstmal erfolgreich ignoriert, bis 20 Minuten später eine seltsame buddhistische Musik anfing. Ich fragte, Qiwei völlig entnervt, was das denn bitte sei... Er meinte, da sei wohl jemand gestorben.

Warum um Gotteshimmelswillen muss man denn bitte um 5:50 Uhr Trauermusik spielen und zwar in einer Lautstärke, dass der gesamte Stadtteil mithören konnte? Oder warum kann man nicht wenigstens aus Respekt vor seinen Mitmenschen, die eventuell noch schlafen wollen, weil sie um 7 Uhr zur Arbeit fahren müssen?

Jedenfalls hörte die Musik schnell wieder auf. Hat mich aber nicht weiter gewundert. Ich habe erstmal weitergeschlafen.

Duschen konnte ich dann leider auch nicht, weil unser Strom ausgefallen war, also bin ich nach einer Katzenwäsche mit dem öffentlichen Bus zur Arbeit gefahren...

Später kam dann ein Anruf von Qiwei, eingeleitet von einem zynischen Lachen... "Weißt du warum die Musik heute früh aufgehört hat? Stromausfall... Den ganzen Tag kein Strom... Gut so!" hehe, trotz Respekt vor den Toten und so, auch ich habe mich gefreut, sonst wäre ich mit mega Kopfschmerzen auf der Arbeit erschienen...

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren





24.10. unser 7-jähriges!!!
Hier nur ein paar Bilder dazu...

... beim koreanischen Grill






... in unserer Stammbar (ohne Worte)


... unsere Geschenke

Ich bin ja immer noch begeistert von diesen Blumenstraußkreationen.

Viel brauch ich dazu ja nicht zu sagen, die Bilder sprechen, denke ich mal, für sich...
Nur soviel: Ich habe Angst vor unserer Hochzeit und den Alkoholmengen, die wir da trinken werden müssen. Wir mussten nämlich hier mit jedem der ca. 20 Gäste ein Gläschen Bier exen... Puh, anstrengend!

Permalink (1 Kommentar)   Kommentieren





Montag, 24. Oktober 2011
Kohl, Kohl, überall Kohl...
So, und gleich nochmal ein kleiner Beitrag, diesmal über das Leben in China und nicht über mich...

Vor ein paar Tagen hat die Kohl-Rettich-Lauch-Saison angefangen. Überall sieht man LKWs und Kleintransporter, bis oben hin beladen mit China-Kohl oder Lauch, an den Straßen sind Bündel von Lauch zu regelrechten Wiesen aufgebaut, Berge von Rettich türmen sich an manchen Kreuzungen.

Dazwischen schreiende Verkäufer, die ihre Waren anpreisen und natürlich die vielen Kunden, die sich um die Verkäufer und ihre Waren versammelt haben und nach erfolgreichem Einkauf zufrieden mit Karren voller Chinakohl, Rettich oder Lauch nach Hause abziehen.

Daheim angekommen wird alles fein säuberlich sortiert irgendwo im Wohngebiet aufgereiht, um vor allem den Kohl zu entwässern.
Auch in unserem Wohngebiet ist jetzt jede freie Fläche mit Chinakohl belegt.
Daraus wird später dann Sauerkraut gemacht oder in dem Falle, dass es sich um eine koreanische Familie (hier in Yingko gibt es viele Mitglieder der koreanischen Minderheit, aber auch viele "echte" Koreaner) handelt, wird Kimchi (scharf eingelegter Kohl) daraus gemacht.





Spätestens jetzt habe ich gemerkt, dass ich zu der Jahreszeit noch nie in China war. Ich war bisher nur von Februar bis Mitte Oktober in China. Habe also Spätherbst und Winter komplett verpasst. Bin also gespannt, was weiter kommt.

Bilder folgen auch noch, habe etliche gemacht, kann sie auf der Arbeit nur nicht hochladen...

Permalink (7 Kommentare)   Kommentieren





Guanxi & Co.
Das Wochenende war mal wieder irgendwie anstrengend, obwohl ich gar nicht wirklich viel gemacht habe.

Am Samstag waren wir früh bei einer neuen Bekannten und haben uns ihre Fabrik zeigen lassen. Ich soll demnächst eventuell für sie Übersetzungen machen (deutsch und polnisch). Das hat sich durch irgendwelche Guanxi 关系 (Beziehungen) ergeben. Dazu gleich mehr...

Mittags wurde sie zum Essen eingeladen und da sie ja gerade eine "deutsche Freundin" bei sich hatte, wurde die natürlich gleich mal miteingeladen. Also sind Qiwei, ich, die Geschäftsführerin und ihre Assistentin zusammen zu einem Restaurant gefahren. Da stellte sich dann heraus, dass der Tempelvorsteher 大寺(dasi) des Yingkouer Lengyan-Tempels (einer der vier größten buddhistischen Tempel in Nordostchina) seinen Geburtstag feiert. Wir sind also in das Restaurant. Schon draußen sahen wir ganz viele Nonnen und Mönche. Der Dasi war im 3. Stock, auf der Treppe sind uns weitere Mönche und Nonnen entgegengekommen. Alle begrüßten uns mit gefalteten Händen und dem Spruch 阿米他佛 (Amida Buddha). Grüßte ich also mal zurück...

Oben angekommen saß der Dasi dann in einem Raum und eine Gruppe Menschen war um ihn herum versammelt, es wurden Fotos gemacht und gratuliert usw. Wir gratulierten (er wurde übrigens 93) und ließen uns auch mit dem Dasi ablichten. Wenn ich das Foto bekomme, stelle ich es auch noch hier in den Blog. Der Mann ist sogar richtig berühmt. Es haben sich schon Leute wie diverse chinesische Präsidenten und der holländische Botschafter z.B. mit ihm fotographieren lassen und haben ihn besucht. Danach haben wir dann mit dem Bekannten der Geschäftsführerin gegessen. Ich werde demnächst dann mal eine Insiderführung durch den Tempel bekommen.

Was auch interessant war, man hat die Großzügigkeit der Mönche insofern mitbekommen, dass jeder kommen konnte und gratulieren konnte. Und jeder der wollte konnte sich Reste von dem großzügigen Mahl, dass serviert worden war, einpacken und mit nach Hause nehmen. Einerseits, habe ich mir sagen lassen, ist das, weil die Mönche teilen wollen und andererseits ist man auch der Meinung, dass Essen, was die Mönche gegessen haben, eine Art heilende Wirkung hat oder so ähnlich. Ist sicherlich gut für`s Kharma.

Ja, und jetzt mal zu den Guanxi... Wie gesagt, sind Beziehungen gemeint, das sogenannte Vitamin B. Auch in Deutschland merkt man in einigen Bereichen, dass mit den richtigen Beziehungen vieles einfacher läuft. Wobei das Ganze in Deutschland sehr geheim gehalten wird und man so nicht viel davon mitbekommt. Hier wird das alles anders gehandhabt. Ohne Beziehungen geht in China sowieso nichts, daher kann man auch ruhig manchmal zeigen, mit dem man welche Beziehung hat und so. Aber berufliche Erfolge, die durch Beziehungen entstehen oder wenn man gewisse Schwierigkeiten mithilfe von Beziehungen umgeht, sollte man natürlich auch hier nicht offenlegen. So gibt es zum Beispiel diverse Leute, die ihr Punktekonto (so wie bei uns in Flensburg) durch Beziehungen zur Polizei leerräumen ließen oder ähnliches.

Was gab es dann noch an diesem Wochenende? Am Samstag abend war mein Telefontag. Habe abends mit der halben Familie und so telefoniert und war danach so fertig, dass ich nur noch ins Bett gefallen bin.

Am Sonntag kam Qiwei unerwartet früh von seiner Nachtschicht zurück, so dass ich gar keine Zeit hatte, meine Übersetzung fertig zu stellen, die ich am Wochenende für die Arbeit machen musste (war sehr dringend!). Eigentlich haben wir den ganzen Tag nichts gemacht. Nachmittags waren wir Einkaufen und was Essen, danach hab ich Tiramisu gemacht (mit meinem 5-Euro-Mascarpone aus dem Metro in Shenyang). Abends waren wir dann Schwimmen und danach haben wir zusammen Kuchen gebacken. Heute ist nämlich unser 7. Jahrestag und wir machen abends, wenn ich von der Arbeit heimkomme, eine kleine Party. Erst geht es zum koreanischen Grill und danach in eine Bar, mit etwa 20 Leuten. Da gibt es dann Kuchen (Apfel-Pudding-Kuchen und Marmorkuchen) und Tiramisu. Dank meiner Mama hab ich jetzt nämlich ganz viele tolle Backformen in China... Das Backen hat sich dann bis in die Nacht gezogen. Bin heute also mal wieder völlig übermüdet.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren