Dienstag, 10. April 2012
Der Taxifahrer – dein Freund und Helfer
Heute mal zu meiner Lieblingsberufsgruppe in China, zumindest der mit der ich mich am meisten abgebe (hehe, abgesehen von Ärzten natürlich). Da ich täglich mit dem Taxi zu meinem Shuttlebus und zurück fahre, habe ich viel Gelegenheit alle möglichen Arten von Taxifahrern kennenzulernen.



Hier eine Auswahl der Interessantesten bzw. der mit den interessantesten Geschichten:

1.
„Der Verehrer“: Der Mann hat mich schon drei Mal gefahren mittlerweile. Beim ersten Mal alleine. Da hat er zu mir gemeint, er würde mich heiraten, wenn er jünger wäre (das war vor 2 Jahren oder so). Beim zweiten Mal war Qiwei dabei, da hat er sich nur gefreut, dass ich wieder mit ihm fahre, hat aber nichts weiter gesagt (das war letztes Jahr, glaube ich). Vor zwei oder drei Tagen sind wir dann wieder mit ihm mitgefahren, da war wieder Qiwei dabei, also hat der Taxifahrer nichts über seine früheren Absichten gesagt 

2.
Ein Taxifahrer, der früher als Fahrer für einen Deutschen als Fahrer gearbeitet hat. So erfährt man zum Beispiel, dass es in Yingkou früher einen Deutschen gab, der auch fließend Chinesisch sprechen konnte und der früher auch mal in China studiert hat und so. Hätt ich nie gedacht, also es gibt ja genug Leute von meiner Sorte, aber ausgerechnet in Yingkou so jemanden zu finden ist schon ein Wunder. Leider gibt es die Firma jetzt nicht mehr und der Mann lebt jetzt in Dalian. Schade…

3.
Letztens bin ich mit einem Taxifahrer gefahren, der früher mal in Brasilien gewohnt hat. Er hatte da eine Firma und war dann drei Jahre oder länger dort. Aber Portugiesisch konnte er nicht, dafür aber Englisch.

4.
Gar nicht so selten gibt es auch TaxifahrerINNEN. Meine Lieblingsfahrerin hat 2009, als ich Praktikum gemacht habe, immer vor dem Wohngebiet auf mich gewartet. Sie hat mich irgendwann dann mal gefragt, wo ich meine Schuhe gekauft habe, denn sie hat auch Größe 41 und findet in China so wenige Schuhe. Ich habe damals zum ersten Mal eine Chinesin gesehen, die so große Füße hat. Ich finde hier ja so gut wie keine Schuhe.

5.
Da die Chinesen sehr offen über Gehälter und das Arbeitsleben und alles sprechen, kann man auch ohne Probleme alles erfahren. Allerdings frage ich nicht so gerne danach. Aber ein Taxifahrer hat mir mal erzählt, dass er gerade von der Arbeit kommt. Er arbeitet tagsüber von 8 bis 17 Uhr im Büro und danach fährt er dann von 18 bis 22 oder 23 Uhr Taxi. Er hat mir dann erzählt, dass seine Frau ihn gerade verlassen habe, weil er nicht mit ihr nach Japan gehen wollte und deswegen muss er jetzt viel mehr arbeiten. Er hat aber auch nichts anderes zu tun.

6.
Ningbo: Mein Fahrer hat sich hoffnungslos verfahren und hat sich danach tausendfach bei mir entschuldigt und mir dann einen Teil des Geldes wieder abgezogen. Das hätte ich nie erwartet. Ich habe mich ja auch null ausgekannt. Er hätte überall mit mir rumfahren können und mich dann total abzocken können, aber der war mal so richtig ehrlich.

7.
Nicht zu vergessen auch der Fahrer, der uns letztens gefahren hat. Er war total nett. Wir sind ja vor 2 Wochen in Dalian gewesen und haben uns da am Samstag mit den anderen an der Autobahnauffahrt bei Dashiqiao getroffen. Wir sind mit dem Taxi von Yingkou aus hingefahren. Da wir viel zu früh waren und es draußen kalt war, hat der Fahrer die 15 Minuten mit uns gewartet, hat mich sogar auf die andere Seite der Autobahn gebracht, damit ich aufs Klo gehen kann und so weiter. Natürlich haben wir ihm dann auch mehr Geld gegeben.

8.
Da gab es auch den Taxifahrer der Qiwei und mich in Shenyang total überrascht hat. Er fragte, ob ich Deutsche sei, was schon selten genug passiert und dann meinte er, er hätte früher auch in Deutschland studiert. Hm, und dann wird man Taxifahrer? Wir haben ihn mal lieber nicht weiter danach gefragt...

Im Großen und Ganzen sind die Fahrer alle nett, vor allem natürlich zu mir. Die erste Frage, wenn sie sich überhaupt trauen, mit mir zu sprechen, ist: „Woher kommst du?“ oder aber „Bist du Russin?“ oder aber sie sagen mir, dass mein Chinesisch toll ist und danach fragen sie, woher ich bin.

Es gibt aber auch andere Fälle von Taxifahrern:

1.
Shenyang: Vor ein paar Jahren sind wir mal zu dritt (Qiwei, ich und ein deutscher Freund von Qiwei) mit dem Taxi irgendwohin gefahren. Ich war erkältet und Qiwei bat den Fahrer das Fenster zuzumachen, da ich hinter dem Fahrer saß und es ziemlich zog. Da ist der Typ doch glatt total ausgeflippt, ist sofort stehen geblieben und hat uns aus dem Taxi geschmissen. Das hab ich davor und auch danach nie wieder erlebt. Immerhin sind wir so einen Teil des Weges kostenlos gefahren.

2.
Beijing: Als Corrina und ich im Herbst in Beijing waren und von der U-Bahnstation Dongzhimen 东直门zur deutschen Botschaft wollten, mussten wir erstmal eine Ewigkeit warten, bis wir überhaupt ein leeres Taxi gesichtet haben. Bevor wir eingestiegen sind, hat uns der Fahrer gefragt, wohin wir wollen. Wir: „zur deutschen Botschaft“, woraufhin er patzig antwortete: „Weiß nicht, wo die ist!“ und wegfuhr. Der nächste Taxifahrer reagierte nicht anders. Also haben wir unser Glück versucht und sind gelaufen. Man musste einfach nur die Straße geradeaus weiterlaufen und kam dann nach etwa 20 Minuten direkt zur Botschaft. Daraus schließe ich, dass die Taxifahrer finden, dass sie auf so einer kurzen Strecke nicht genug verdienen können und uns daher nicht fahren wollten.

3.
Shanghai: Hier habe ich meine schlimmste Taxifahrt überhaupt in China erlebt und zwar im Dezember. Ich bin nicht sicher, aber ich habe wohl schon davon erzählt. Der Fahrer ist mit einer Geschwindigkeit gefahren, die ich in China vorher noch nie erlebt habe. In Shanghai gibt es viele Schnellstraßen, die über die Stadt hinwegführen, so ne Art Stadtautobahn. Da kommt man über so Auffahrten hoch. Der Mann ist da so schnell hochgefahren, dass ich gedacht habe, wir zerschellen gleich an der Seitenwand. Auf der „Autobahn“ ging es dann im Zickzack mit immer noch dem selben Tempo durch den Verkehr. Ich habe es nicht gewagt auf den Tacho zu schauen, aber es waren wohl mindestens 120 km/h. So schnell würde ich auf einer deutschen Autobahnauffahrt auch nicht fahren. Ich war am Sitz festgekrallt und habe gebetet, dass wir diese Fahrt überleben mögen, denn den Fahrer anschreien, er solle gefälligst leiser fahren, hat nichts gebracht.

Da waren auch noch ein paar Negativbeispiele mehr, die mir jetzt aber nicht mehr einfallen, aber die positiven überwiegen definitiv. Es gibt dann natürlich noch die, die im Auto rauchen und ihre Fahrgäste völlig ignorieren, die hustend und halb erstickt neben ihnen sitzen. Dann die wahnsinnigen Kamikaze-Fahrer (von denen gibt es echt viele hier), die ständig alle überholen müssen (Der Gegenverkehr hat gefälligst auszuweichen oder stehenzubleiben!!!), durch sämtliche Schlaglöcher donnern und fast Fußgänger und Radfahrer überfahren. Wie mir eine Chinesin mal erzählt hat: Sie hatte auch einen Fahrer der Sorte Kamikaze erwischt und hat gemeint, sie hätte es nicht eilig, er erwiderte darauf: „Na und? Aber ich habe es eilig!“ Was will man da noch sagen?!

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