Mittwoch, 7. September 2011
Nachtleben in Yingkou und andere Missverständnisse...
Hm, ob man da überhaupt von einem Nachtleben sprechen kann, ist fraglich. Wer nicht unbedingt ins KTV will, also für alle, die das nicht kennen, in die Karaokebar, ist ziemlich aufgeschmissen.

Sonntag ist Corrina hier angekommen. Sie bleibt jetzt erst mal so circa einen Monat hier... Juhuu, ich freue mich... Jetzt bin ich nicht mehr die einzige Ausländerin, ich habe Verstärkung. Zu zweit kann man sich auch viel besser durchschlagen und fühlt sich nicht ganz so sehr den gaffenden Blicken und "Oh, eine Russin"-Rufen ausgesetzt. Ich hatte es ja schon aufgegeben, die Leute zu korrigieren und hinterherzuschreien, ich sei Deutsche. Aber Corrina hat neue Energie mitgebracht und übernimmt das jetzt ;)

Am Montag hat uns Meiling, eine Bekannte hier aus Yingkou, zum Essen eingeladen. Danach sind wir in die einzig annehmbare Bar hier im Ort. Seit die allerdings den Besitzer geändert haben, geht es dort chaotisch zu, dazu aber gleich mehr. Nach unzähligem Bier, als der Abend schon richtig lustig war, beschlossen unsere beiden Chinesen, uns in eine Disco zu schleppen. Gut, ich war darauf vorbereitet... Schreckliche Musik (Techno ohne Ende), wenige Leute, entweder unmotiviertes oder aufdringliches Personal und so weiter. Wir fuhren dann ein Stück raus aus der Stadt, da diese Disco am Stadtrand liegt. Es gab dort sogar ein paar Leute. Wir bekamen einen Platz an der Bar und fuhren mit dem Bierkonsum fort. Schon gleich am Anfang tauchte der Manager des Clubs (oder wer er auch immer war) auf und war dann nicht mehr von unserer Seite wegzudenken. Wir wurden dann von vorne bis hinten bedient und bedrängt. Wir bekamen einen Obstkorb aufs Haus, wurden zu einer Runde Shorts eingeladen und Corrina bekam einen Mondkuchen. Überhaupt hatte Corrina es dem Guten wohl sehr angetan. Er wich nicht mehr von ihr und hörte nicht damit auf, sie um einen Tanz zu bitten. Sie musste zwischendurch mal aufs Klo fliehen. Sobald ich mich auch von meinem Platz wegbewegte, stand er schon neben ihr und redete ohne Pause auf sie ein. Nachdem ich ihren hilfesuchenden Blick gesehen habe, setzte ich mich wieder brav auf meinen Barhocker, damit zwischen ihr und mir kein Platz entsteht. So verbrachten wir dann etwa eine Stunde, bis wir endlich einstimmig beschlossen zu gehen. Der Managertyp folgte uns noch bis zum Auto, wäre er nicht so besoffen gewesen, wäre er uns wahrscheinlich noch ein Stück hinterhergerannt...

Gestern haben Corrina und ich uns dann erst einmal Tickets nach Beijing gesichert. Diesmal sogar mit dem richtigen Datum. Ich bin mal relativ zuversichtlich, dass wir dieses Mal ankommen werden. Alles andere wird sich dann schon in Beijing ergeben.

Abends haben wir dann den vorherigen Abend fortgeführt. Ich hatte meiner 18jährigen Englischschülerin versprochen, dass wir sie mal in eine Bar mitnehmen, bevor sie Yingkou verlässt, um in Shenyang zur Uni zu gehen. Das haben wir dann auch gemacht. Da Corrina abends noch mit ihrer Familie telefonieren wollte, sind wir schon um 20 Uhr los und gingen wieder in unsere mittlerweile schon Stammbar (Qiwei und ich waren in den letzten Tagen schon dreimal dort). Da nahm das Chaos dann seinen Lauf. Zuerst konnte uns keiner der Kellner bzw. Barkeeper sagen, was in den Cocktails drin ist. Wir kannten teilweise die Namen nicht, daher hatten wir gefragt. Dann beschloss Corrina, wenn es einen Black Russian gibt, müsse es doch wohl auch einen White Russian geben (der einzige Unterschied ist ja ein bisschen Milch, die dazukommt). Sie bestanden allerdings darauf, dass es keinen gebe. Also fragte sie, ob es denn Milch gebe. Dann erklärte sie, wie man einen White Russian mixt. Daraufhin meinte der Kellner es sei ok, sie würden ihr einen bringen. Nachdem all unsere anderen Getränke dann bereits am Tisch waren, sah Corrina mit Entsetzen, dass der Barkeeper statt Milch Sprühsahne aus der Dose in den "White Russian" spritzte. Als uns der Kellner dieses Sahne-Kaffeelikör-Massaker an den Tisch brachte, konnten wir nicht anders als loszulachen. Qiwei gab dann seinen Cocktail Corrina ab und bestellte stattdessen ein Bier. Aber ein Unglück kommt ja bekanntlich selten allein. Einige Zeit später, als wir uns schon fast vom Schock erholt hatten, kam der Kellner und sagte, das irgendein Cocktail nicht ginge, sie könnten ihn im Moment leider nicht machen. Wir schauten uns alle verwundert an, weil wir alle bereits unsere Getränke hatten. Dann fiel es mir ein. Qiwei hatte am Anfang einfach mal vier Cocktails bestellt (so zum Probieren) und drei davon kamen, den vierten hatten wir völlig verdrängt, nachdem seit der Bestellung auch schon über eine halbe Stunde vergangen war. Später am Abend bestellte Corrina dann einen frischgepressten Wassermelonensaft (mmh, lecker, die gibt es hier in China fast überall, sehr erfrischend, kann ich nur empfehlen). Jedenfalls war der Saft nach einer halben Stunde immer noch nicht fertig. Wir fragten also nach. Unsere ständigen Kommentare, Fragen und Tipps machten die Bedienung wohl dermaßen nervös, dass er als er den Saft brachte, unseren einen Cocktail umgeschmissen hat und ihn komplett über den Tisch, Corrinas Hose und meine geliebten UNO-Karten verteilt hat. Nachdem wir an einen anderen Tisch umgezogen waren, verbrachten wir die nächsten 15 Minuten damit jede einzelne Karte abzuwischen und zu polieren, damit man weiterspielen konnte. Ich hoffe die kleben jetzt nicht... War ein sehr süßer Cocktail. Die Managerin brachte uns daraufhin dann immerhin eine Portion Popcorn als Entschuldigung und wir spielten beruhigt weiter. Zur Sicherheit bestellten wir dann einfach nichts mehr. Als Qiwei die Rechnung bezahlte, stellte sich raus, dass sie uns wohl tatsächlich einige Dinge nicht berechnet hatten, was auch gut so ist, aber das ist in China nicht immer selbstverständlich.

Fazit: Gäbe es in Yingkou eine große Auswahl an Bars, so weiß ich nicht, ob ich jemals wieder in diese Bar gehen würde. Naja, eine Chance haben sie noch verdient. Corrina hat die bestimmt mit dem White Russian so nervös gemacht, dass sie nicht mehr richtig machen konnten... Aber es gibt ja in Yingkou, wie gesagt, nicht sehr viele Möglichkeiten, wenn man auf westliche Art abends weggehen will. Karaoke ist kein Problem. Das gibt es an jeder Ecke.

Von daher bin ich froh, dass wir in Beijing auch eine Übernachtung haben. Da können wir mal nach Wudaokou oder Sanlitun, das sind zwei Partymeilen in Beijing. Mal sehen. Freue mich auf jeden Fall schon. Natürlich ist auch Shopping angesagt. Englische Bücher und ausländische Nahrungsmittel (BROOOOT!!!!!) müssen her.

Bis bald, ich werde wieder berichten, wenn wir aus Beijing zurück sind.

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